tag:blogger.com,1999:blog-79308497007048310642023-07-17T21:55:18.465-07:00TatortkontrollkommissionTatortkontrollkommission - Kommission zur Untersuchung und Kontrolle der Medialisierung und Visualisierung von Rechtswirklichkeit am Beispiel der ARD-Produktionen "Tatort" und "Polizeiruf 110"mp2http://www.blogger.com/profile/08966747169831219456noreply@blogger.comBlogger19125tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-54765849536386931772015-10-11T14:57:00.004-07:002015-10-11T14:57:40.297-07:00Der Fall Oury Jalloh im Tatort<br />
<h2>
Tatort vom 11. Oktober 2015</h2>
<br />Am Sonntag, den 11. Oktober 2015 widmete sich der NDR dem Thema polizeilicher Rassismus und inszenierte einen Fall, der an den Tod des im polizeilichen Gewahrsam verbrannten <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Oury_Jalloh" target="_blank">Oury Jalloh aus Sierra Leone</a> angelehnt ist. Die <a href="http://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/tatort/sendung/tatort-verbrannt-102.html" target="_blank">Folge „Verbrannt“</a> spielt nicht – wie das Original – im sachsen-anhaltinischen Dessau, sondern in der niedersächsischen Kleinstadt Salzgitter. Die handelnden Polizeibeamt_innen sind keine Ostdeutschen, sondern aus der Region. <br /><br />
<h3>
Die Story</h3>
Ein vermeintlicher Passfälscher wird vom Bundespolizeikommissar Falke festgenommen, über Nacht in den Polizeigewahrsam der lokalen Polizeidirektion verbracht und vom Polizeiarzt für hafttauglich erklärt. Am folgenden Morgen erfahren Falke und seine Kollegin Lorenz, dass der Festgenommene, J. Bali aus Mali, nicht der Gesuchte war, nachts in der Zelle an Händen und Füßen fixiert wurde und dort verbrannt ist. Falke und Lorenz wollen die Umstände des Brandes feststelle und zweifeln an der offiziellen Version der Spurensicherung, wonach Bali sich selbst angezündet haben soll. Sie finden heraus, dass ein junger Polizist als Initiationsritual Bali angezündet hat und vom Direktionsleiter zu dieser Tat angestiftet wurde.<br /><br />
<h3>
Bewertung</h3>
In ihren Ermittlungen wird individueller und institutioneller Rassismus in der Polizei ausdrücklich abgebildet und kritisiert. Damit rückt dieser Tatort ein üblicherweise verschleiertes Problemfeld deutlich in den Blick. Erst jüngst wiederholte der <a href="http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/fileadmin/user_upload/PDF-Dateien/Europarat_Dokumente/Bericht_Menschenrechtskommissar_Deutschland_2015_de.pdf" target="_blank">Menschenrechtsbericht des Europarats</a> die lange bestehende Forderung, eine unabhängige Stelle für Beschwerden wegen Polizeigewalt einzurichten. <br /><br />Trotz dieses positiven Aufklärungseffekts enthält die Folge gravierende Mängel: <br />
<ul>
<li>Falke schlägt dem am Boden liegenden Bali bei dessen Festnahme wiederholt mit der Faust ins Gesicht und bricht ihm dabei das Nasenbein. Falke wollte sich damit für einen Angriff von Bali auf Lorenz rächen. Diese <a href="http://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__340.html" target="_blank">Körperverletzung im Amt</a> wird von Lorenz nicht zu Protokoll gebracht. Als Polizistin ist sie dazu jedoch verpflichtet, sodass sie eine <a href="http://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__258a.html" target="_blank">Strafvereitelung im Amt</a> begeht. Insgesamt entsteht der Eindruck einer individuellen polizeilichen Überforderung, die nicht offiziell aufgearbeitet werden kann, sondern wie selbstverständlich unter den Teppich gekehrt wird. </li>
<li>Außerdem reproduziert auch diese Folge rassistische Stereotype. So sprechen die auftretenden afrikanischen Migrant_innen die Polizist_innen überwiegend in afrikanischen Sprachen an. Tatsächlich beherrschen die meisten Menschen aus dem sub-saharischen Afrika Englisch oder Französisch und würden deutsche Polizist_innen auch eher in einer dieser Sprachen anreden. Für das Fernsehpublikum entsteht so mehrheitlich der Eindruck von fehlender Artikulationsfähigkeit, obwohl afrikanische Migrant_innen üblicherweise mehr Sprachen beherrschen als Deutsche. </li>
<li>Die Bundespolizist_innen Falke und Lorenz ermitteln anstelle der niedersächsischen LKA-Stellen, die für interne Ermittlungen zuständig sind. Das überschreitet die gesetzlichen Kompetenzen der Bundespolizei (<a href="http://www.gesetze-im-internet.de/bgsg_1994/__12.html" target="_blank">§ 12 BPolG</a>). Dabei schalten sie zu keinem Zeitpunkt die Staatsanwaltschaft ein, die gesetzlich die Verfahrenshoheit hat. Unter anderem erhalten sie ein Video, das eine Verabredung zum Verbrechen unter Polizist_innen zeigt. Spätestens über diesen Anfangsverdacht hätte die Staatsanwaltschaft informiert werden müssen. Stattdessen entsteht der Eindruck, dass die Verfolgung von polizeilichem Rassismus allein auf das individuelle Engagement von Einzelpersonen gestützt werden kann.</li>
</ul>
Angesichts der großen Bedeutung von Rassismus im Polizeialltag ist es wünschenswert, dass diese Thematisierung fortgesetzt wird, ohne Rassismus in der filmischen Bearbeitung fortzusetzen.<br />
<br />mp2http://www.blogger.com/profile/08966747169831219456noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-58016383409151829552014-10-09T08:42:00.000-07:002014-10-09T08:56:37.882-07:00Keine „wahre Liebe“, aber echte Phantombilder<h2>
oder: Warum der Kölner Tatort schon 2001 die Identität des NSU offenbarte</h2>
<br />
Wie wir der Fachpresse (<a href="http://top.de/news/0OE8-koelner-tatort-verwendet-echtes-phantombild-realem-mordfall#.A1000006" target="_blank">top.de | Deine Stars. Deine Meinung</a>) entnehmen konnten, wurde im Kölner <a href="http://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/tatort/sendung/tatort-koeln-wahre-liebe-100.html" target="_blank">Tatort „Wahre Liebe“ vom 28. September 2014</a> (Erstaustrahlung) ein Phantombild aus einem realen Mordfall verwendet. Das Bild stammte aus Ermittlungen, die im Jahr 2011 wegen eines Gewaltverbrechens an einer Studentin geführt wurden und bis heute nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Das Bild wurde von einer Journalistin der Hannoverschen „Neuen Presse“ wiedererkannt, die ihre Entdeckung sofort getwittert hatte. An der Glaubwürdigkeit der Information hegen wir ebenso wenig Zweifel, wie wir sie überprüfen können.<br />
<br />
Eine Sprecherin des WDR räumte das „Versehen“ gegenüber der Nachrichtenagentur spot on news ein: „Laut zuständiger Produktionsfirma Bavaria Fernsehproduktion (ehemals Colonia Media), wurde für das im Film gezeigte Foto eine Vorlage aus dem Internet verwendet. Es war nicht bekannt, dass es sich bei dieser Phantombild-Vorlage um ein in einem realen Ermittlungsverfahren benutztes Bild handelt.“<br />
<br />
Allem Anschein nach war dieser Fauxpas kein Einzelfall bei der Firma Colonia Media: In der Folge „<a href="http://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/tatort/sendung/2011/bestien-100.html" target="_blank">Bestien</a>“ (produziert 1998, ausgestrahlt 25.11.2001) kam ausgerechnet ein Fahndungsfoto des NSU-Terroristen Uwe Mundlos zum Einsatz. Eine Sprecherin der Produktionsfirma sagte „<a href="http://www.spiegel.de/panorama/folge-bestien-wie-das-foto-von-nsu-mann-mundlos-in-den-tatort-geriet-a-855634.html" target="_blank">Spiegel Online</a>, eine
Praktikantin habe eine fiktive Akte aus Archivmaterial freihändig
zusammenkopiert und Mundlos für einen Mitarbeiter der Film-Crew gehalten. Übrigens eine Tatortfolge, die auch so schon für reichlich Kontroversen sorgte: Ein Mädchen wird vergewaltigt und ermordet, die Mutter bringt den Täter um, Ermittler Max Ballauf vernichtet ein Beweismittel, so dass der Frau eine Mordanklage erspart bleibt. Dazu Spiegel Online (13.09.2012):<br />
<blockquote class="tr_bq">
„Bedenklich“ und „heikel“ nannten Medienwächter und Polizeivertreter die Darstellung von Lynchjustiz unter Mithilfe der Kommissare, der WDR hatte mit „Bestien“ für Diskussionen gesorgt. Vielleicht auch deshalb wurde die Folge bisher vergleichsweise selten wiederholt, zuletzt im Mai 2011. </blockquote>
Das Foto von Mundlos liegt hier in einer Akte des BKA über Sexualverbrecher ganz oben auf. Das Schwarzweißbild war am 20. Februar 1998 kurz nach dem Untertauchen des Trios vom LKA Thüringen veröffentlicht worden. Das LKA fahndete damals nach Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe wegen „Vorbereitung eines Sprengstoffverbrechens im Bereich Jena“. Spiegel Online vermutete dahinter noch einen bemerkenswerten Zufall: <br />
<blockquote class="tr_bq">
Als „Bestien“ erstmals ausgestrahlt wurde, sollen Böhnhardt und Mundlos
bereits mit dem Morden begonnen haben: Vier türkischstämmige
Kleinunternehmer wurden zwischen September 2000 und August 2001
erschossen. Wer dahinter steckte, lag damals noch im Dunkeln, dass einer
der mutmaßlichen Täter in einer der beliebtesten Sendungen der
Deutschen zu sehen war, bleibt ein bemerkenswerter Zufall.</blockquote>
Oder auch nicht: 2004 tauchten die Fahndungsbilder des BKA von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in der <a href="http://kuestenwache.zdf.de/kuestenwache/kuestenwache-5989786.html" target="_blank">ZDF-Serie „Küstenwache“</a> auf – in einem (dem Fahndungsaufruf des LKA Thüringen nachempfundenen) Aktenvorgang mit der Aufschrift: „Vorbereitung von biologischen Kampfstoffen“. Weil Rechtsterrorismus aber kein Thema war, dienten die Konterfeis der NSU-Mörder ausgerechnet für die Fahndung nach einer radikal islamistischen Gruppierung („RIG“): Der Mann mit dem Gesicht von Böhnhardt wurde in der Episode verdächtigt, als Bundeswehrsoldat Giftfässer aus einem Bundeswehrdepot entwendet und an die Terrorgruppe übergeben zu haben.<br />
<br />
Mit der Wochenzeitung <a href="https://www.freitag.de/autoren/gsfrb/nsu-fahndungsfotos-in-tatort-und-kuestenwache" target="_blank">der freitag</a> (die das schon am 15.09.2012 tat) fragen wir uns nun:<br />
<blockquote class="tr_bq">
„Die reale Fahndung nach dem echten Trio wegen des Bombenbaus endete übrigens 2003. Selbstverständlich kann niemand ausschließen, dass der Thüringer Fahndungsaufruf in irgendwelchen Archiven fleißiger Medienschaffender schlummerte, die Herkunft der Geburtsdaten von Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe bleibt jedoch schleierhaft. Weder auf dem LKA Plakat noch in Presseberichten wurden diese erwähnt, sondern maximal das Alter der Gesuchten.“ </blockquote>
Da bleibt uns nur noch hinzuzufügen: Und das von unseren Gebühren…und Steuergeldern. mp2http://www.blogger.com/profile/08966747169831219456noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-91578949515349614432013-10-13T16:34:00.002-07:002013-10-13T16:35:25.146-07:00Schimanski heißt jetzt Brasch<h3>
<b><span style="font-weight: normal;">»Der verlorene Sohn« | Polizeiruf vom 13. Oktober 2013 (MDR)</span></b></h3>
<br />
Wilder Osten, alles Nazis und/ oder Verwandte, gelb-grüne Farbmelancholie, Interessenkonflikte aller Orten in Mochdeburch (Aussprache nach ortsüblicher Mundart, die hörbar von den heimatdeutschen Lokalpatrioten nicht beherrscht wurde). <br />
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<i>Handlung</i> </h4>
(Quelle: <a href="http://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/polizeiruf-110/sendung/der-verlorene-sohn-104.html">daserste.de</a>)<i> </i>Hauptkommissarin Brasch wird an den Tatort gerufen. In einem neu eröffneten Fitnessstudio im Zentrum von Magdeburg liegt ein toter schwarzer Mensch. Dem ersten Anschein nach wurde der Mann bei einem Diebstahl überrascht und erschossen. Doch nicht nur die Tatwaffe, eine Kalaschnikow, ist in diesem Fall ungewöhnlich. Der Asylsuchende war bereits tot, als auf ihn geschossen wurde<i>. </i><br />
<br />
<br />
<div class="text small">
Da ein rechtsextremistischer Hintergrund der Tat
nicht auszuschließen ist, muss Doreen Brasch diesen Fall zu ihrer
Überraschung gemeinsam mit Hauptkommissar Jochen Drexler ermitteln.
Farbspuren von Gotcha-Munition an der Kleidung des Toten führen die
Ermittler zu rechtsextremen Jugendlichen.</div>
<div class="text small">
<br /></div>
<div class="text small">
Doch die Tat ist ihnen
nicht nachzuweisen. Erst als ein weiterer Mord geschieht, ahnen Brasch
und Drexler die wahren Hintergründe für den Tod des Asylbewerbers. Doch
den Kommissaren fehlen Beweise, mit denen sie auch die Hintermänner
überführen können. Im letzten Moment
gelingt es Brasch und Drexler, einen weiteren Mord zu verhindern und die
Drahtzieher in diesem Fall zu überführen.</div>
<h4>
</h4>
<h4>
<i> </i></h4>
<h4>
<i>Rechtliche Bewertung</i></h4>
Die unorthodoxe Herangehensweise der neuen Kommissarin wird eingeführt mit einer dienstlichen Motorradfahrt in alkoholisiertem Zustand. Ob ihr eine Trunkenheit im Straßenverkehr (<a href="http://dejure.org/gesetze/StGB/316.html" target="_blank">§ 316 StGB</a>) strafrechtlich nachgewiesen werden kann, hängt vom Blutalkoholgehalt und der Frage ab, ob sie absolut oder nur relativ fahruntüchtig war. Vor dem Hintergrund der noch folgenden Straftaten von Hauptkommissarin Doreen Brasch dürfte ein etwaiges Strafverfahren wegen einer Trunkenheitsfahrt höchst wahrscheinlich nach <a href="http://dejure.org/gesetze/StPO/54.html" target="_blank">§ 54 StPO</a> wegen Geringfügigkeit eingestellt werden.<br />
<br />
Generell zeichnen sich die Ermittlungsmethoden von Brasch durch Ungeduld und eine ausgeprägte Indifferenz gegenüber strafprozessualen Vorgaben und Instanzen aus. So z.B. (Vorsicht, Klassiker!) als sie einen Toilettenbesuch vortäuscht, um ohne Einverständnis der Hausrechtsinhaberin, ohne Durchsuchungsbeschluss und ohne anderweitige Ermittlungsbefugnis (z.B. wegen Gefahr im Verzug) den Spiegelschrank des ersten Opfers und dessen Familie durchsucht. <br />
<br />
Ihr Kollege, Hauptkommissar Jochen Drexler, von seiner Kollegin gelegentlich auch "Paragraphendrexler" genannt, hat durchaus den Anspruch, sein Verhalten an der geltenden Rechtslage zu orientieren. Dennoch bleiben Streitfragen zu seiner Ermittlungstätigkeit offen: Bei der ersten Vernehmung der Ehefrau des Opfers bittet er deren anwesenden Anwalt um eine Übersetzung seiner Fragen ins Französische. Tatsächlich täuscht er seine Französischunkenntnis jedoch vor, um das Abspracheverhalten zwischen Anwalt und Zeugin zu "belauschen", woraus er auch weitere Ermittlungsansätze gewinnt. Ob es sich hierbei noch um eine zulässige kriminalistische List oder schon um eine unzulässige Vernehmungsmethode handelt, kann unterschiedlich beurteilt werden und bedarf obergerichtlicher Klärung.<br />
<br />
Insgesamt zwei Mal spricht Drexler auf Französisch mit der minderjährigen Tochter des Opfers, beim ersten mal in Abwesenheit der Mutter, beim zweiten Mal kommt diese hinzu. Beim ersten Mal geht es jedoch nicht um Ermittlungsinhalte, so dass der Grundsatz, wonach Minderjährige nur in Anwesenheit ihrer Erziehungsberechtigten befragt werden dürfen, nicht relevant wurde. Die zweite Situation ist komplizierter: Die Mutter hatte erklärt, ohne ihren Anwalt keine Aussage zu machen, was die Ermittler_innen akzeptieren, obwohl ihr als Zeugin ein Aussageverweigerungsrecht nicht unbedingt zukommt. Als Brasch dann aber die illegal sichergestellte Arzneiflasche aus dem Spiegelschrank präsentiert, fragt Drexler das Mädchen, ob ihr Vater herzkrank gewesen sei und die Tabletten genommen hätte. Konsequent wäre es gewesen, auch bei dieser Befragung die Ankunft des Anwalts abzuwarten, wobei ein Anspruch hierauf nicht besteht. <br />
<br />
Schwerer wiegende Fehler sind in der mehrfachen Befangenheit der Barsch zu sehen, die nicht nur mit dem Hauptverdächtigen liiert war, sondern deren Sohn sich im weiteren Ermittlungsverlauf als dringend tatverdächtig herausstellt. Dies trägt nicht nur dazu bei, dass sie die Richtung der Ermittlungen manipuliert – auch wenn es scheinbar nicht zu einer Strafvereitelung gekommen ist –, sondern führt auch mehrfach zu gewalttätigen Übergriffen ihrerseits in Vernehmungssituationen. Einige davon können als Notwehrprovokation in Garantenstellung oder verbotene Vernehmungsmethoden qualifiziert werden, andere Handlungen sind als Aussageerpressung (<a href="http://dejure.org/gesetze/StGB/343.html" target="_blank">§ 343 StGB</a>) zu werten. Am deutlichsten wird dies, als Brasch in eine Fußballkneipe des 1. FCM geht, um Alibis zu überprüfen. Ohne sich als Polizistin zu erkennen zu geben, provoziert sie den Wirt zunächst, indem sie den 1. FCM schlecht macht und sich als Fan des gegnerischen Leipziger Clubs ausgibt. Auf Ordnungsrufe des Wirts reagiert sie nicht, sondern wirft den Fan-Wimpel in die Spüle, woraufhin der Wirt zum Schlag ausholt. Sie wehrt den Angriff nicht nur erfolgreich ab (Notwehrprovokation), sondern nutzt die Situation, sich nunmehr zu erkennen gebend, um dem Wirt einen vermeintlichen Angriff auf eine Polizeibeamtin vorzuhalten und ihn so zu einer Aussage zu bewegen (verbotene Vernehmungsmethode). Erst jetzt befragt sie ihn überhaupt nach den Alibis der Tatverdächtigen. Als dies nicht zum Erfolg führt, hält sie sich selbst ein Messer an den Hals, das sie mit einem Tuch so umfasst, dass nur die Fingerabdrücke des Wirts darauf sind, und droht sich selbst zu verletzen, um Beweise für einen vorgetäuschten Angriff zu fingieren (verbotene Vernehmungsmethode, Nötigung). <br />
<br />
In einer anderen Szene befragt Brasch den Chef eines Fitnessstudios und drückt diesem mit ihrem Körpergewicht die Gewichthebestange von oben auf die Brust. Damit bewegt sie sich schon an der Grenze zur Aussageerpressung und erfüllt den Tatbestand der Körperverletzung im Amt.<br />
<br />
Nachdem ihr Verwandtschaftsverhältnis zu einem Tatverdächtigen für ihren Vorgesetzten offenkundig geworden ist und dieser sie von der Ermittlung ausgeschlossen hat, veranlasst sie im Alleingang höchst riskante Maßnahmen, um Verhaftungen durchzuführen. Dabei gefährdet sie nicht nur ihr eigenes, sondern auch das Leben einer Zeugin, welche sie mittelbar als Lockvogel einsetzt. Bei dem vorhersehbaren Schusswechsel kommt einer der Täter ums Leben, die Zeugin wird angeschossen. Die Eskalation zeigt, warum bei persönlicher Befangenheit die Professionalität auf der Strecke bleiben kann und dass daher ein Ausschluss von befangenen Ermittlungsbeamt_innen sinnvoll ist. <br />
<br />
Allerdings bleiben die Gesetzesverstöße von Hauptkommissarin Brasch nicht unkommentiert. Mit Drexler ist ihr ein nüchterner Beamtencharakter an die Seite gestellt worden, der die Rechtslage reflektiert und durch sein überlegtes Vorgehen beweist, dass Polizeiarbeit auch unter Einhaltung von Gesetzen möglich ist. <br />
<br />
Auch ein unsympathischer und unmoralischer Anwalt darf mal wieder nicht fehlen. Der Charakter ist nicht nur stark überzeichnet (selbst in Magdeburg gibt es genug Anwältinnen und Anwälte, um komplizierte juristische Fragen auf völlig verschiedenen Rechtsgebieten nicht von nur einem Anwalt bearbeiten zu lassen), sondern er übt sein Mandat auch rechtlich unzulässig aus: Während einer Vernehmung von fünf Tatverdächtigen vertritt er alle Beschuldigten gleichzeitig. Das verstößt wegen der kollidierenden Interessen von mehreren potentiell Tatbeteiligten gegen das Verbot der Mehrfachverteidigung (<a href="http://dejure.org/gesetze/StPO/146.html" target="_blank">§ 146 StPO</a>) bzw. gegen das Verbot der Vertretung widerstreitender Interessen (<a href="http://www.gesetze-im-internet.de/brao/__43a.html" target="_blank">§ 43a Abs. 4 BRAO</a>). Im vorliegenden Fall trägt der Anwalt angeblich übereinstimmende Aussagen der Beschuldigten vor, die tatsächlich unzutreffend sind und dadurch nur einseitig entlastend wirken können. Dadurch werden die übrigen Mandant_innen in ihrer weiteren Verteidigungsstrategie beeinträchtigt. <br />
<br />
<h4>
<i>Fazit</i></h4>
In Magdeburg wird demnächst wohl die Planstelle einer Kriminalhauptkommissarin frei. Schade eigentlich, sie ist doch sehr sympathisch. Memo ans Drehbuch: Weniger ist mehr.<br />
<br />
<br />
mp2http://www.blogger.com/profile/08966747169831219456noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-24304174341473551782013-06-09T13:48:00.000-07:002013-06-10T09:45:01.010-07:00Er wird Töten<h2>
Tatort am 9. Juni 2013</h2>
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<h3>
Handlung</h3>
(Bremer Rundfunk, Tatort 876) <br />
Stedefreund ist aus Afghanistan zurück! Doch ehe sich Hauptkommissarin Inga Lürsen darüber freuen kann, muss sie sich im Präsidium mit einer bedrohten Frau auseinandersetzen, die immerzu "Er wird töten" sagt. Als Stedefreund Ingas neuen Kollegen Leo Uljanoff herbeiholen will, macht er eine grausame Entdeckung: Leo wurde im Präsidium ermordet. Die Suche nach dem Mörder beginnt.<br />
Obwohl Inga eine Liebesbeziehung mit Leo hatte, will sie den Fall lösen. Wiedervereint beginnen Inga und Stedefreund mit den Ermittlungen. Sie finden heraus, dass es sich bei der Frau um die Ärztin Marie Schemer handelt. Sie bezichtigt ihren Exmann Joseph, sie zu verfolgen, zu bedrohen und die gemeinsame kleine Tochter und jetzt auch Leo umgebracht zu haben. Tatsächlich gibt es eine Verbindung: Leo leitete vor acht Jahren einen Fall, in dem es um den Tod der Tochter von Joseph und Marie ging. Damals wurde Joseph verurteilt, das Kind getötet zu haben. Wurde Leo deshalb ermordet?<br />
(Quelle: <a href="http://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/tatort/sendung/er-wird-toeten-100.html" target="_blank">ARD-Ankündigung</a>)<br />
<br />
<h3>
Rechtliche Bewertung</h3>
<br />
Auch wenn die StPO keine Vorschriften über die Befangenheit von Ermittlungspersonen enthält – anders als bei Richter_innen –, stellt die unmittelbare Beteiligung naher Angehöriger, wie in diesem Fall die Kriminalhauptkommissarin Lürsen, deren Kollege und Lebensgefährte das Tatopfer ist, ein Verstoß gegen Dienstvorschriften dar und ist hochgradig unprofessionell. <br />
Bei der Verhaftung des Tatverdächtigen Joseph Vegener wird dieser auf der Flucht versehentlich von Lürsen angefahren. Unmittelbar danach hätte er ärztlich untersucht werden müssen. Dies ist nicht geschehen, vielmehr fand in unmittelbarem Anschluss eine Vernehmung des potentiell Verletzten Vegener statt. Selbst wenn dieser auf die Frage von Kommissar Stedefreund antwortet, dass alles ok sei, kann er das – zumal in der Schocksituation nach dem Autounfall – gar nicht einschätzen. Dieses Unterlassen stellt potentiell eine Körperverletzung im Amt dar, weil bei Ingewahrsamnahme auch
die Sorge um das körperliche Wohlbefinden auf die Polizei übergeht
(sog. Garantenstellung).<br />
Bei der Verhaftung des Zwillingsbruders von Joseph, Robert Vegener, kommt es zu einem Handgemenge mit Nachbarn. Stedefreund klärt die Situation durch einen Schuss in die Luft. Die <a href="http://www.bundesrecht24.de/cgi-bin/lexsoft/bundesrecht24.cgi?chosenIndex=0708&source=link&highlighting=off&xid=168683,60" target="_blank">Tatbestandsvoraussetzungen</a> für den Gebrauch der Dienstwaffe lagen jedoch nicht vor, es bestand keine unmittelbare Gefährdung für Leib und Leben von Personen. <br />
Bei der Vernehmung von Robert Vegener auf dem Polizeipräsidium wird dieser nicht darüber belehrt, dass er als Beschuldigter vernommen werden soll und nicht nur als Zeuge. Zwar wurde die Belehrung im Film nicht gezeigt – könnte also vorher stattgefunden haben –, aber während der Vernehmung reagiert der Zwillingsbruder äußerst überraschte auf die Konfrontation mit dem Tatvorwurf. Dies lässt den Schluss zu, dass eine entsprechende Belehrung Vegeners unterblieben ist. Zu dieser hätte auch gehört, dass er einen Rechtsbeistand hinzuziehen kann und als Beschuldigter – anders als ein Zeuge – ein Aussageverweigerungsrecht hat (das ihm hier als Bruder des Beschuldigten ohnehin zugestanden hätte). <br />
Im Laufe einer weiteren Vernehmung von Joseph Vegener packt Kommissar Stedefreund diesen und wirft ihn samt Stuhl zu boden, wo er ihn fixiert und mit sachzusammenhanglosen Erinnerungen aus Stedefreunds Zeit in Afghanistan konfrontiert. Diese Handlung stellt eine Körperverletzung im Amt dar, die von den anwesenden Kollegen geduldet und nicht kommentiert wird. <br />
<br />mp2http://www.blogger.com/profile/08966747169831219456noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-38610888977732693162013-05-19T20:35:00.002-07:002013-05-20T03:44:26.827-07:00Das Ende des Vertrauens<h2>
Wie viel Terror ist Staat?</h2>
<h3>
oder: „vielleicht hat sich ja seit Zeiten von NSU doch etwas geändert“</h3>
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<span style="font-weight: normal;">Ach was waren die Zeiten doch so schön einfach, als "<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Alte">der Alte</a>" noch im bundesbürgerlichen Mief der 70er Jahre herumschnüffelte und damit seinem Kollegen <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Derrick">Stephan Derrick</a> als Zweiter im Zweiten Konkurrenz machte – so sicher war München noch nie. Da mordeten Frauen noch mit Gift und wurden in 60 Minuten von echten Männern überführt, die zum Mittag zu Hause waren und nicht ständig ihre Privatprobleme zum Mittelpunkt ihrer Ermittlungen machten. Da war die deutsche Gesellschaft auf dem Mattschirmen noch weiß und Roma wurden noch "Zigeuner" genannt. Mittlerweile ist Derrick-Darsteller Horst Tappert (1923 – 2008) als ehemaliger Angehöriger eines "<a href="http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/derricks-vorgeschichte-horst-tappert-war-bei-der-waffen-ss-12162290.html">Herrenvereins</a>" überführt worden, auf dessen Ethos wohl kaum jener freiheitlich-demokratische Rechtsstaat bauen kann, für den er stand. Ähnliches wurde zuvor schon dem Alten nachgesagt, war aber wohl nur ein Immageproblem. Solcher Zugehörigkeiten waren die <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Polizeiruf_110">Kollegen Fuchs, Arndt, Hübner und Co.</a> jenseits des "Antifaschistischen Schutzwalls" kaum verdächtig, wenn auch sonst ihren Kollegen Klassenfeinden in Sachen Charakterfestigkeit und lange Leitung recht ebenbürtig.</span><br />
<span style="font-weight: normal;"><br /></span>
<br />
<h3>
<span style="font-weight: normal;">Garanten des Rechtsstaats</span></h3>
<span style="font-weight: normal;">Was fieberten wir nicht mit diesen sympathisch steifen alten Herren und ihren dynamisch hörigen "jungen" Kollegen gegen dumme Mörder, fiese Mafiosis und hilflose Opfer. Der von diesen mehr oder weniger geduldigen Herren repräsentierte Staat mochte dröge und sexistisch gewesen sein, rassistisch und kleinbürgerlich sowieso, aber doch immerhin ein Inbegriff amtsmäßiger Integrität. Selbst so ein zwielichtiger Unsympath bzw. missverstandenet Emotollpatsch wie ihn die ARD mit Götz George alias Kriminalhauptkommissar <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Schimanski">Horst Schimanski</a> ab 1981 gegen die ergrauten Ermittler des ZDF ins Rennen schickte, weil er sich nicht die Schuhe abtrat und auch sonst keine Manieren hatte, </span><span style="font-weight: normal;"><span style="font-weight: normal;">war dennoch ein echter Garant unseres sonntäglichen Sicherheitsbedürfnisses, mit dem wir nach ein wenig Grusel beruhigt ins Bett gehen wollten: Die Bösen hinter Gitter, dafür sorgt bei uns die Polizei... </span></span><br />
<br />
<h3>
<span style="font-weight: normal;">Amalgan einer komplexen Welt</span><span style="font-weight: normal;"><span style="font-weight: normal;"><br /></span></span></h3>
<span style="font-weight: normal;"><span style="font-weight: normal;">Mittlerweile ist die Welt komplexer geworden, lässt sich in 90 Minuten Tatort nicht mehr irgendein gesellschaftliches Problem mitreißend problematisieren, sondern eröffnet jedes auf Wikipedia-Niveau CSI-mäßig angeschnittenes Problem gleich eine Kaskade von Anschlusssendungen, Presserauschen und Shit-Storms ob der oberflächlichen und plakativen Behandlung des Themas. Wenn solcherlei Vorhaltungen mal nicht berechtigt sein sollte, dann gibts für diese Folge auch gleich den Grimme-Preis dazu. Die digitale Revolution hat bei der Polizei ebenso Einzug gehalten wie Quotenrgelungen – zumindest im Fernsehen – was sowohl dem Unterhaltungsfaktor als auch der Sache dient. Die Kommissar_innen haben Kinder, die sich gegen die Atomkraft engagieren oder Drogenprobleme haben. Sie fahren mit "Atom-Kraft-Nein-Danke"-Aufklebern auf dem Auto oder mit dem Fahrrad zum Dienst. Sie wurden nicht nur in Duisburg geboren, selbst wenn sie deutsche Beamt_innen sind, sondern auch mal in Kroatien oder der Türkei. Sie ermitteln bei Verdacht des Ehrenmords auch mal in andere Richtungen, und der alte "OstSchuPo" <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Krause">Krause</a> legt sich in der brandenburgischen Provinz schon mal mit Neonazis an. Während "draußen" der selbsternannte NSU unter den Augen der Verfassungsschützer_innen seine Mordanschläge auf Menschen nichtdeutscher Herkunft oder Zuschreibung macht und die echten Kriminaler auf organisierte Kriminalität im "Ausländermilieu" setzen, sind die Tatorte und Polizeirufe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zwar bunt und eigenwillig geworden, aber irgendwie doch weiterhin staatstragendes Kulturamalgan geblieben: Die Polizei, deine Freundin und Helfer in der Not.</span></span><br />
<br />
<span style="font-weight: normal;"><span style="font-weight: normal;">Ok, Geheimdienste kommen bei den Ermittler_innen schon immer schlecht weg. Auch, dass sie rechtsradikale Straftäter decken, haben wir schon gesehen (<a href="http://tatort-fans.de/tatort-folge-577-teufelskreis/">Teufelskreis 2004</a>, ...). Dabei liegt beim Thema Terrorismus oder </span></span><span style="font-weight: normal;"><span style="font-weight: normal;"><span style="font-weight: normal;"><span style="font-weight: normal;">"Straftaten mit dem Gepräge des Terrorismus", </span></span>wie sie das <a href="http://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/bvg13-031">BVerfG seit dem 24. April 2013</a> nennt, eine gewisse Nähe zur politisch-institutionellen Interessensphäre doch recht nahe – ohne dass mensch dazu Verschwörungstheorien das Wort reden müsste. Nicht destotrotz blieben Drehbücher, die eine Verstrickung von Behörden in die Mordtaten der Sonntagabendgesuchten nahe legten – von exzessiven Einzeltätern ("schwarzen Schafen") abgesehen –, <a href="http://www.taz.de/!111520/">unverfilmt</a>. Der Staat als Ganzer blieb integer, dafür sorgte schon unsere Polizei. </span></span><span style="font-weight: normal;"><span style="font-weight: normal;"><span style="font-weight: normal;"><span style="font-weight: normal;">Sicherheitsbehörden machen zwar auch Fehler, aber dass sie an der planmäßigen Erzeugung von Unfrieden mitwirken könnten, das sollte nicht das Gefühl sein, mit dem wir am Sonntag Abend in die Nacht gehen sollten.</span></span> Wem das zu langweilig war, musste eben Privatfernsehen schauen oder Hollywood oder skandinavische Krimis. </span></span><br />
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<h3>
<span style="font-weight: normal;">NSU und die Umkehrung der Beweislast</span></h3>
<span style="font-weight: normal;"><span style="font-weight: normal;">Seitdem hier draußen in den Untersuchungsausschüssen von Bundestag und Landtagen, bald auch in den gerichtlichen Verfahren eine unglaubliche Ermittlungspanne die nächste himmelschreiende Ignoranz der Sicherheitsbehörden bei der Verfolgung der NSU-Verbrechen jagt, ist das Unsagbare plötzlich naheliegend geworden: Der Sicherheitsapparat selbst ist an der Erzeugung von Unsicherheit beteiligt. Ein Perpetuum Mobile zwischen behördlich-fiskalischer Selbsterhaltung, kompetenziellen Ressourcenausbaus und dem Bedürfnis nach Erzeugung gerichtsfester Beweisketten. Was für ein Stoff für spannende Abendunterhaltung. Prompt legt Österreich vor ("<a href="http://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/tatort/sendung/zwischen-den-fronten100.html">Zwischen den Fronten</a>"), <a href="http://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/tatort/sendung/pupppenspieler-100.html">Bremen</a> folgte. Der fiktive Polizeiruf über einen Terroranschlag auf ein Stadion in <a href="http://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/polizeiruf-110/sendung/2011/denn-sie-wissen-nicht-was-sie-tun-100.html">München</a> und das weitgehende Versagen von LKA und Staatsschutz musste 2011 noch auf einen späteren Sendeplatz verlegt werden – aus Gründen des Jugendschutzes, wie es <a href="http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/fernsehkritik-polizeiruf-110-toedlich-verletzte-torkeln-durch-das-chaos-11339847.html">beim Bayerischen Rundfunk hieß</a>.</span></span><br />
<span style="font-weight: normal;"><span style="font-weight: normal;"><br /></span></span>
<span style="font-weight: normal;"><span style="font-weight: normal;">Die aktive Beteiligung oder doch wenigsten Begünstigung terroristischer Aktivitäten durch staatliche Stellen ist also salonfähig geworden. Als wäre das alles vorher nicht sichtbar gewesen, wären all die Opfer rassistischer Gewalttaten, das Wegschauen der Polizei in den "national-befreiten Zonen" – zuvor üble Nachreden – plötzlich glaubwürdig geworden. Ein Szenario, dass sich vom Neonazi-Thema auf das Islamismus-Theorem übertragen lässt. </span></span><span style="font-weight: normal;"><span style="font-weight: normal;">Dabei
gibt es zahlreiche Fälle, die ein aktives Manipulieren von Polizei und
Justiz durch die Nachrichtendienste belegen – wenn auch bisher stets gegen linke Aktivist_innen (z.B. im <a href="http://akj.rewi.hu-berlin.de/zeitung/13-19/pdf/fs19-16_Schmuecker.pdf">Schmücker-Verfahren</a> oder bei den Ermittlungen gegen die <a href="http://www.youtube.com/watch?v=1M_NGJCoj9Q">militanten Gruppen</a>).</span></span><br />
<br />
<span style="font-weight: normal;"><span style="font-weight: normal;">Auch wenn Bundesinnenminister Friedrich in geschickter Routine stets betont, dass als "Lehre" aus dem Versagen der Sicherheitsbehörden nur die Einsicht in die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit und institutionellen Verzahnung von Polizei und Geheimdiensten gezogen werden könne, bleibt doch zu hoffen, dass der NSU-Skandal mehr als nur ein Medienspektakel ist. Vielleicht kann er in ein paar Jahren sogar als eine Zäsur betrachtet werden, die für den Sicherheitsdiskurs eine ebenso prägende Wirkung hatte, wie zuvor der 11. September 2001: Die Strukturelle Ignoranz der Sicherheitsbehörden galt ehedem als nicht diskutabel, institutionalisierter Rassismus und machtpolitische Behördenparanoia als nicht justizierbares Argument. Es spricht einiges dafür, dass sich in Folge der Selbstzerlegung der Sicherheitsorgane in den Untersuchungsausschüssen, die nicht auf persönliches, sondern institutionelles Versagen hinweist, der diskursive Gebrauch und die Wahrnehmung des Sicherheitsbegriffes zugunsten freiheitsbejahender Verständnisse verschieben könnte. Die für die Zeit nach 09/11 gemachte Beobachtung von einer „Umkehr der Beweislast“, der zufolge nicht die Einführung von Sicherheitsgesetzen einer besonderen Rechtfertigung bedarf, sondern deren Aussetzung oder gar Abschaffung, könnte sich in diesem neuen Diskussionsrahmen relativieren oder gar umkehren. In Tatort und Polizeiruf wurde damit schon begonnen – wenn auch bisher nur als bürgerrechtliches Aufbegehren </span></span><span style="font-weight: normal;"><span style="font-weight: normal;">von exzessiven Einzelermittler_innen. </span></span>mp2http://www.blogger.com/profile/08966747169831219456noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-30220082598921569642012-04-29T04:08:00.004-07:002012-04-29T04:21:42.017-07:00Münsteraner Tatort mit Thiel & Börne am BeliebestenMeldung vom 21.04.2012: Münster: Thiel (Axel Prahl) & Boerne (Jan-Josef Liefers) sind die "Tatort"-Stars!<br /><br />Münster vor Köln und München - so lautet das Ergebnis der großen "Tatort"-Umfrage nach den beliebtesten Ermittlern. In Ihrer Gunst mit weitem Abstand ganz vorne: <br />das skurrile Duo Kommissar Thiel und Rechtsmediziner Boerne.<br /><br />Quelle: <a href="http://www.gmx.net/themen/tv/shows/6291pwa-thiel-boerne-tatort-stars#.A1000146">www.gmx.net</a> ;Rexhttp://www.blogger.com/profile/13757054309181294174noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-54197154284174281362010-01-13T12:34:00.000-08:002010-01-16T13:31:43.095-08:00Tatortkontrolle-Sendepause bald beendetTatortkontrolle wieder da im Neuen Jahr!<br /><br />In 2010 macht sich die Tatortkontrollkommission www.tatortkontrolle.de auf zu neuen Fällen.<br />Be there and watch! Kommissar Rex.<br /><br />Bis dahin zum gesellschaftskritischen Zeitvertreib:<br /><br /><b>Podcasts:</b><br />DasErste-Radio-Tatort: <a href="http://web.ard.de/radiotatort/rss/podcast.xml">http://itunes.apple.com/WebObjects/MZStore.woa/wa/viewPodcast?id=310864997</a><br />Kriminalassistent Karl Karlsens alias Brain Brain: <a href="http://www.radiobremen.de/podcast/karlsen">www.radiobremen.de/podcast/karlsen</a><br /><br /><b>Aktuelle Satire:</b><br />+ Göttliche xtra-3-Kritikmagazin (NDR mit PodCast):<br /><a href="http://www.ndr.de/extra3">http://www.xdrei.de</a>, <a href="http://www.ndr.de/podcastlink/extra3_videopodcast.xml">Extra3-Podcast direkt</a><br />+ Frontal21 (ZDF) <a href="http://content.zdf.de/podcast/zdf_f21/f21toll_v.xml">Podcasts</a>, <a href="http://www.zdf.frontal21.de/">www.zdf.frontal21.de</a><br /><br />+ GIGANTISCH: "Neues Aus der Anstalt": <a href="http://www.anstalt.zdf.de/">www.anstalt.zdf.de</a><br />+ HEUTE Show erstmals 26.5.09: <a href="http://www.heuteshow.zdf.de/">www.heuteshow.zdf.de</a><br /><br /><b>Kabarett vom Feinsten:</b><br />* <a href="http://www.volker-pispers.de/">www.volker-pispers.de</a><br />* <a href="http://www.dietrich-kittner.de/">www.dietrich-kittner.de</a><br />* <a href="http://www.martin-buchholz.de/">www.martin-buchholz.de</a><br />* <a href="http://www.georg-schramm.de/">www.georg-schramm.de</a><br />* <a href="http://www.hagenrether.de/">www.hagenrether.de</a>Rexhttp://www.blogger.com/profile/13757054309181294174noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-68059307485606184992009-11-08T19:28:00.000-08:002009-11-08T19:31:43.721-08:00Und das von unseren Gebühren<p style="margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; "><b>Der Trend geht zu Erschießung </b></p><p style="margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; min-height: 14px; "><br /></p><p style="margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; ">Was haben wir heute nicht alles erleben dürfen?! Tja, mensch kann sich kaum noch erinnern. Der sonntägliche <a href="http://www.daserste.de/polruf/">Polizeiruf</a> gab nicht eben Anlass, tief in den Fernsehsessel gedrückt, vor Spannung die Armlehne zu umkrallen. Das <a href="http://www.br-online.de/das-erste/polizeiruf-endspiel-krimi-ID1256546968375.xml">Münchner Polizeirevier</a> samt der Beamtinnen darin ist so bieder wie seine alte Tapete. Allein sie zu betachten erzeugt Depressionen. Jede Vernehmung in einem mit diese bräunlich vergilbten Rautenmustern tapezierten Raum stellt ohne Zweifel eine verbotene Vernehmungsmethode dar. Die Vorstellung, dass darin auch Menschen arbeiten müssen, lässt uns um den geistigen Zustand des Polizei- und Justizsystems bangen. So schrullig wie die Tapete sind auch die Mitarbeiter/innen: Von der Weihnachtsfeier bis zur Arbeitsbelastung…menschenverachtend. Immer nur Dienst nach Vorschrift, und mögen tut sich dort auch keiner. Es gibt nur Arschkriecher und gescheiterte, missverstandene Chauvis ohne Aufstiegschancen, weil die neue Chefin nur Frauen fördert; und zwar in schöne Büros: modern, maßgeschneidert und designecht - zu schön für die alten Menschen. Ne echte Frauensache in einer Umgebung, in der sonst nur echte Männerfreundschaften keimen können, die in kalten Observationsnächten mit illegalen Ermittlungsmethoden als prickelnd, gemeinsames Draufgängertum für die richtige Sache einen dankbaren Nährboden finden. Wer sich da emotional zu nahe kommt, beschert als denunzierte Schwuppe dem Kantinenfraß schnell die richtige Würze. Das ist das Revier der Drogenfahndung. Die Langweiler von der Mordkommission, die erst Lauschen, Durchsuchen und Beschatten, wenn ihnen der Staatsanwalt (sic!) das richtige Formular unterschrieben hat, haben hier eigentlich nichts zu suchen. Das ist der Unterschied zwischen denen, die kommen, wenn die Leichenstarre bereits eingesetzt hat und jenen, die verhindern sollen, dass es überhaupt dazu kommt. Es ist das Psychogram eines kranken, sozial bindungslosen und hoch moralischen Heldentums leitender Polizeibeamter das uns hier präsentiert wird, so moralisch, dass Selbstjustiz und egomanische Selbstermächtigung nur eine Frage richtiger Berufsauffassung sind. Macht das System die Ermittler oder die Ermittler das System kaputt? Schafft der Kapitalismus das Verbrechen oder ist es umgekehrt?Müssen PolizistInnen Grenzen anderer Menschen beachten, die selbst bereit sind, an ihre Grenzen zu gehen? Ist es da nicht total nachvollziehbar, wenn sie bei Zeugenvernehmungen auch mal "etwas über die Strenge schlagen", wenn sie sich ohne gerichtliche (!) Durchsuchungsbeschlüsse Zutritt zu Wohnungen verschaffen, wenn sie investigativ Initiative zeigen, wo es Erkenntnisse, aber keine Beweise gibt? Wie wahrscheinlich ist es, dass irgendein schmieriger Anwalt den Verdächtigen wieder auf freien Fuß bringt? Ein Mensch der so weit gegangen ist, geht er nicht noch weiter?… Sind Sie ausgestiegen? Wissen Sie nicht mehr, ob wir vom Polizisten oder dem Verdächtigen reden? Nein - nun, wir auch nicht. Am Ende sind die Drogen beschlagnahmt, bleibt der Verdächtige auf der Strecke, erschossen vom Polizisten, der keine legal beschafften Beweise hatte und eine Staatsanwaltschaft, die im Nachhinein die passenden Anordnungen für die illegal durchgeführten Ermittlungen in den Akten findet, die sie formal gesehen auch vorher schon nicht hätte anordnen können, weil es dazu stets einer richterlichen Entscheidung bedurft hätte. Sicher, wir haben die Worte des italienischen Polizeipraktikanten der Tatortkollegen in gleicher Stadt vom Sonntag drei Wochen zuvor noch im Ohr: "Hier in Deutschland, richtiges Formular und zack!" - der Richtervorbehalt wirkt selten als Überwachungssperre. Doch es gibt ihn… nur im Fernsehen nicht. Der Polizeiruf wäre kein echter Tatort gewesen, wenn der miesepetrige, traurig zynische Hauptkommissar Tauber und seine viel zu verständnisvolle Kollegin den korrupten Beamten nicht am Ende doch überführt hätten, welch bemitleidenswerte Erscheinung…</p><p style="margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; ">Da wird mal wieder alles verhandelt - wie das Leben so spielt: Homophonie, Körperkult, Gender Mainstreaming, soziale Deprivation, Generationenkonflikte, Einrichtungsdesign, Integrationsfragen, nicht zuletzt die Janusköpfigkeit der Justiz selbst. Ja und?, fragt der Zuschauer und bleibt ratlos zurück. Alles Scheiße oder was? So plakativ wie all die gesellschaftlichen Probleme in Sendeformaten wie Tatort und Polizeiruf behandelt werden, so erkenntnisarm sind sie auch. Zurück bleibt der schale Nachgeschmack von Mitverantwortung und Alternativlosigkeit: Der Polizeiruf präsentiert keine Lösungen auf Probleme, sondern führt nur den Einzelbeweis ihrer Existenz. Wir sitzen vor den Fernsehern und schauen voyeuristisch den Leuten zu, die unseren Dreck wegräumen sollen, den diese Gesellschaft, ihre Kultur, ihre Politik und ihr Wirtschaftssystem produzieren. Genug Stoff für eine unterhaltsame oder aufklärerische Abendunterhaltung, möchte mensch meinen - im besten Fall beides. Doch am Ende des Abends wissen wir, es ist beides nicht: Die Charaktere konfrontieren uns mit ihrer unerträglichen Ungenügsamkeit, aber helfen uns nicht, sie zu verstehen, sondern nur zu bemitleiden. Probleme erscheinen uns als Normalität, die Subtilität kommunizierter Sexismen ist gewaltanregend, aber nicht aufklärerisch und was da als Milieustudie daherkommt, sind Plattitüden, die so schnell vergessen sind wie der Plott, Dafür musste also ein einarmiger Ermittler den Dienst quittieren und die Zuschauerin bayuvarische Weihnachtsrituale ertragen, für die er sich selbst dann fremdschämt, wenn er nicht Türke ist, undzwar als Deutscher…wie schön, dass am Ende wie am Anfang, wenigstens Bachs Weihnachtsoratorium einen harmonischen Rahmen setzt: "Jauchzet, frohlocket!"</p><p style="margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; ">Danach schalten wir um zum Krimi im Zweiten - nicht selten auch eine Enttäuschung, aber wenigstens eine gute Unterhaltung. Die Skandinavier, gern gesehen Gäste, garantieren alles: Unterhaltung, Spannung, Action und Aufklärung…scheinbar! Die neue Serie "<a href="http://protectors.zdf.de/ZDFde/inhalt/8/0,1872,7618504,00.html?dr=1">Protectors</a>" gibt dem Gala-verwöhnten Zuschauern Einblick in alle Bereiche. Das Leben der Profis, die Politik in ganz großem Stil und vor allem: die beste Technik. Beim Überwachen gleichermaßen wie beim Einsatz psychologischer Strategien. Es scheint so logisch, ausgerechnet in der für den Personenschutz der Promis zuständigen Polizeieinheit Geheimdienstinformationen mit kriminaltechnischem Know-how powered by Anti-Terrorgesetzen zusammen laufen zu lassen. Da ist der Chef, ständig besorgt um die Sicherheit im Land und tiefüberzeugter Demokrat schon mal bereit, zur Abwendung dringender konkreter Gefahren etwas jenseits der Vorschriften zu vernehmen. Und sein Stellvertreter - ebenfalls ein treusorgender Familienvater, der stets darauf achtet, dass das Team respektvoll miteinander umgeht und sexistische Sprüche unterbleiben - beschwert sich, dass Schlaf- und Badezimmer der (terror-)Verdächtigen nicht voll einsehbar sind, weil die Kollegen meinten, etwas Privatsphäre müsse auch Verdächtigen noch bleiben. Die leitende Staatsanwältin fördert auch gern Frauen, redet aber nicht ständig bayerisches Zeug und ist auch sonst recht gut informiert, wenn auch nicht immer ganz im Bilde. Auch hier funktioniert die männlich nonverbale Kommunikation, aber die Farben stimmen, an den Wänden hängen keine anklagenden Tapeten, sondern Monitore und die treue Chefsekretärin sorgt sich um den Cholesteringehalt und die Schlafbedürfnisse der MItarbeiter/innen genau so wie um deren Lohnstreifen. Die Bösewichte sind Kriegsverbrecher, Nazis oder Dschihadisten, sie gibt es in der Polizei und in der Politik - eine offene Gesellschaft mit Feinden, die jedoch Feindbilder vermeiden will. Auch in diesem Team gibt es Ehekrach, aber den Tipp von Freund und Psychologen gleich dazu. Zu ihm gehören Moslems, Christen, Juden die unter den Augen Abrahams ein WG-Leben fristen. Fehler werden zwar gemacht, aber zugegeben. Ermittlungsergebnisse genügen für Überwachungsmaßnahmen zwar nicht, die ungeprüften Informationen "befreundeter Geheimdienste" aber schon. Die Sorge um die Sicherheit der deutschen Kanzlerin ist ebenso groß wie die um den Schutz einer Zeugin. Hier braucht es keine untergeschobenen Nachrechtfertigungen. In dieser fiktiven Polizeieinheit ist zusammengezogen, was zusammengehört: Kompetenz, Information und technisches Equipment. Fragt die Staatsanwältin: Wie viele Leute an der Sache dran sind, so ist die Antwort: "Genug." Und immer wieder die Frage: "Haben wir alles unter Kontrolle?" Am Ende: Ja. Der Preis? Es hat nicht die falschen getroffen. Der Trend geht zur Erschießung. Täter weg, Problem weg. Eine moderne Geschichte der Kölner Kofferbomber im kleinen Dänemark - so scheint es. Der Zuschauer schaltet zufrieden ab, er wurde gut unterhalten, die Welt ist gerettet für den Moment, wir können ruhig schlafen und die, die auf uns aufpassen, sind keine Kaputten, das sind gut aussehende Menschen mit Gewerkschaftsausweis. Armes Dänemark - wie schön wir uns doch an diese nahezu widerspruchsfreie Ästhetik der Überwachung gewöhnen können. Gute Nacht Deutschland - da lob ich mir doch den Bürokratenstiesel Tauber, der sieht zwar scheiße aus und ist kaum zu ertragen, aber tut wenigstens nicht so, als würde er alles unter Kontrolle haben (müssen). </p><p style="margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; min-height: 14px; "><br /></p><p style="margin-top: 0px; margin-right: 0px; margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; font: normal normal normal 12px/normal Helvetica; ">Ein nächtlicher Tatortkontrolleur.</p>mp2http://www.blogger.com/profile/08966747169831219456noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-83823784038089335402009-01-04T09:58:00.000-08:002009-01-04T10:36:26.095-08:00Spiegel: "Atomstaat BND"<span style="font-weight: bold;">Tatort am Sonntag, den 16.11.08: </span><br /><span style="font-weight: bold;">Salzleiche (Regie: Christiane Balthasar , NDR <a href="http://www.daserste.de/tatort/sendung.asp?datum=16.11.2008">>></a>)<br /><br /></span><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">Sachverhalt:</span><span style="font-weight: bold;"><span style="font-weight: bold;"><br /></span></span>Kommissarin Charlotte Lindholm (<span style="font-style: italic;">Maria Furtwängler</span>), noch immer im Mutterschutz, wird vom Oberstaatsanwalt "gebeten" den Mord an dem Wachmann Sven Gutzkow aufklären, dessen Leiche seit einem halben Jahr in den Salzhalden des Erkundungsbergwerks Gorleben verschüttet lag. Schon bald ermittelt sie in einem "strahlenden Milieu": Der Leiter der Betreibergesellschaft des atomaren Zwischen- und Endlagers, Kasper (<span style="font-style: italic;">Stephan Grossmann</span>), wird seit geraumer Zeit erpresst. Unter Verdacht stehen Gutzkows Kollegen Augenthaler (<span style="font-style: italic;">Rainer Bock</span>), dessen Eigenheim im Rohbau steckt sowie der Geologe Sandmann. Irritierend gut informiert und misstrauisch tauchen immer wieder Mitglieder der Anti-AKW-Bewegung auf, angeführt von der ehemaligen grünen Bundestagsabgeordneten Welany. Auch die Presse klebt der Kommissarin am Hacken und so mancher zwielichtige Agent hört nicht nur ihr Telefon ab.<br />Charlotte und der Kollege vor Ort, Polizeihauptmeister Jakob Halder (<span style="font-style: italic;">Matthias Bundschuh</span>), stellen mit ihren Ermittlungen das Wendland auf den Kopf. Das Ergebnis: ein Schließfachschlüssel, eine vermeintliche Stimme aus dem Jenseits und eine weitere Leiche. Charlotte wird von ihrer Freundin Belinda (<span style="font-style: italic;">Catrin Striebeck</span>), Mitarbeiterin beim LKA, gewarnt: Diese Sache sei eine Nummer zu groß für sie.<br />Doch Charlotte lässt sich nicht beirren. Als sie herausfindet, dass sich Gutzkow vor seinem Tod mit dem spanischen Terrorhelfer Ahmadin getroffen hat, führt sie diese heiße Spur nach Barcelona, wohin sie der Staatsanwalt auch prompt (dienst-)reisen lässt.<br />Wie so oft bei Kommissarin Lindholm führen sie auch höchst private Gründe in die spanische Metropole: der Vater ihres Kindes. Das Wespennest, in das sie dort stößt, ist allerdings nicht rein persönlich, hat mit dem Mord rein gar nichts zu tun und bringt sie in höchste Gefahr.<br /><br /><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">Bewertung:</span><span style="font-weight: bold;"><span style="font-weight: bold;"><br /></span></span>Das Genere dieses Tatorts ist vom traditionellen Kriminalspielstück so weit entfernt, dass es wohl eher als Thriller mit aufklärerischem Schwerpunkt gelten kann. Das macht, bei aller Unterhaltsamkeit, eine Beurteilung am Maßstab der Realität schwierig. Denn was dort als ausgemachtes Ganovenstück mit geheimdienstlicher Verquickung präsentiert wird, ist so weit von den Kathegorien rechtsstaatlicher Ermittlungsarbeit entfernt wie dies Geiheimdienstarbeit im allgemeinen zu sein scheint - auch wenn in diesem Fall selbst für die hintergründigen Tätigkeiten des BND keinerlei Rechtsgrundlagen existierten. Eine juristische Aufarbeitung dieses Tatorts würde daher den Rahmen dieses Projekts sprengen.<br /><br />Statt dessen hat sich die Kommission entschlossen einen <a href="http://www.pipeline.de/cgi-bin/pipeline.fcg?userid=&publikation=28&template=arttextlokales&ausgabe=46817&redaktion=28&artikel=108920549">Artikel der Elbe-Jeetzel-Zeitung </a>(vom 18.11.08) zu dokumentieren. Denn darin wird der Vermittlungsprozess von der Produktion über die ZuschauerInnen zurück zu den Medien und ihre LeserInnen deutlich:<br /><br /><span style="font-weight: bold;">»Wichtige Inhalte transportiert»</span><br /><span style="font-style: italic;">Gorleben-Tatort: Public Viewing am Drehort in Gedelitz - Kritiken: »Guter Tatort», aber auch »konstruiert und gewollt»</span><br /><br />ac Gedelitz. Etwa 70 Menschen schauen gebannt auf eine große Leinwand, die im Gasthaus Wiese in Gedelitz aufgebaut ist. Gleich soll er gezeigt werden - der Gorleben-Tatort »Die Salzleiche».<br /><br />Es ist unruhig im Gasthaus. Die Zuschauer des »Public Viewings» warten gespannt auf die Ausstrahlung des Films, der am Sonntagabend einen Marktanteil von fast 26 Prozent erreichte. Über neun Millionen Menschen haben ihn gesehen.<br /><br />»Ich bin skeptisch, ob die Atommüll-Thematik richtig aufgearbeitet wurde», sagt Marianne Fritzen, Urgestein der Anti-Atom-Bewegung, bevor der Film beginnt. Auch der NDR hat die Brisanz dieses besonderen Tatorts, eine Woche nach dem vorigen Atommülltransport, erkannt und ein Fernsehteam geschickt. Es soll die Reaktionen der Zuschauer einfangen. An dem Ort, an dem auch gedreht wurde. Das Gasthaus ist im Tatort mehrfach von innen und außen zu sehen. Beim Abspann hört man es bereits im Saal murmeln. Es gibt viel zu besprechen. »Das war ein guter Tatort! Ich glaube, dass die Zuschauer viel darüber erfahren haben, wie die Situation in Gorleben wirklich ist. Die Republik hat in den vergangenen drei Wochen viel dazugelernt», meint Martin Donat (Kreistagsmitglied der GLW) mit einem Lächeln. »Der Tatort war sehr informativ für Menschen, die sich sonst nicht mit der Gorleben-Problematik beschäftigt haben. Sie wissen jetzt, dass der Atommüll nicht unterirdisch im Salzstock, sondern in einer oberirdischen Blechhalle gelagert wird», sagt Marianne Fritzen. Diese Information war auch Susanne Kamien von der Bäuerlichen Notgemeinschaft besonders wichtig. Sie freute sich, dass die politische Botschaft so gut von Drehbuchautor Max Eipp verpackt wurde: »Es wurde noch einmal deutlich, dass die Endlagerfrage noch nicht geklärt ist.» Ein bisschen hat sie sich aber über die im Film dargestellte BI-Vorsitzende geärgert, die mit Wollpulli, VW-Bulli und ihren zwei latzhosigen Begleitern plakativ das Klischee einer Widerständlerin wiedergeben soll. Klischees werden im Film einige bedient - so tauchen auch eine esoterisch angehauchte, gewollt individuell wirkende Wendländerin und ein kiffender PC-Spezialist auf. Das Gasthaus wurde eigens für den Film umdekoriert. Seit dem Besuch des Filmteams hängen Geweihe an der Wand, und den Gastraum ziert eine Hirschtapete. »Für ein kommerzielles Produkt sind die politischen Hintergründe aber ganz anständig recherchiert», findet Susanne Kamien. Über den im Tatort angesprochenen Handel mit radioaktivem Material sagt Martin Donat: »Der kritische Ansatz war gut. Er hat die Frage aufgeworfen, wie sicher das radioaktive Material vor Fremdnutzung ist.» Marianne Fritzen fügt hinzu: »Mich hat berührt, wie mit atomarem Brennstoff umgegangen werden kann.»<br /><br />»Der Tatort hat sich deutlich von der üblichen Krimi-Unterhaltung unterschieden und politisch wichtige Inhalte transportiert. Das sollte es öfter geben!», meint Dokumentarfilmerin Roswitha Ziegler. Die Geschichte der »Salzleiche» sei aber zu konstruiert und gewollt. Für Ortsansässige sei der Zusammenschnitt der Landschaftsszenen sehr amüsant gewesen, der mit der Realität natürlich nicht viel gemein hatte. Der ein oder andere Lüchow-Dannenberger hat vielleicht auch einen Bekannten hinter Kommissarin Lindholm durch das Bild huschen sehen. Viele der Komparsen, wie Andreas Ehlert, der einen Polizisten spielte, kamen aus der Region. »Ich war nur ein paar Sekunden zu sehen, aber meine Leute haben mich erkannt», sagt Andreas Ehlert, der findet, dass sein Auftritt ein bisschen was von Slaptstick hatte. Während des Films gab es für die Zuschauer im Saal viel zu lachen. »Der Film enthält spitzen wendländischen Humor», fand Klaus Beckstedt aus Küsten. Damit meinte er beispielsweise die kritischen Fragen der Tatort-Komissarin Lindholm an den Betreiber des potenziellen Endlagers: »Und Gorleben ist der sicherste Ort, weil die weitere Suche zu teuer ist?» Einige der Zuschauer des »Public Viewings» tauschten noch die oder andere Hintergrundinfo aus: Wer hätte schon gedacht, dass die Hand eines Toten, die aus einem Autofenster ragt, Kinobetreiber Thomas Günther aus Lüchow gehört? Auch bundesweit dürfte der Film den Zuschauern vor dem Fernseher einige Illusionen geraubt haben.mp2http://www.blogger.com/profile/08966747169831219456noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-3145485686346261642008-10-17T15:23:00.000-07:002008-10-18T09:09:10.957-07:00Kapitalismus und Wissenschaft - Korrupte Geschäfte an der Humboldt-Universität zu Berlin<span class="Apple-style-span" style="font-weight: bold;">Tatort am Sonntag, den 31.08.08:</span><div><span class="Apple-style-span" style="font-weight: bold;">Blinder Glaube (Regie: </span><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">Jürgen Bretzinger</span><span class="Apple-style-span" style="font-weight: bold;"><span class="Apple-style-span" style="font-weight: normal;"><span class="Apple-style-span" style="font-weight: bold;">, RBB <a href="http://www.daserste.de/tatort/sendung.asp?datum=31.08.2008">>></a>)</span></span></span></div><div><br /></div><div><br /></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-weight: bold; font-style: italic;">Sachverhalt:</span></div>Die Kommissare Ritter (<span class="Apple-style-span" style="font-style: italic;">Dominic Raacke</span>) und Stark (<span class="Apple-style-span" style="font-style: italic;">Boris Aljinovic</span>) haben len Grund zum Feiern, denn sie ertragen sich nun schon mit Jubiläumsreife. Die von Ritter zu diesem Zweck eigens besorgte Flasche Champagner soll über den Dächern Berlins niedergemacht werden. Alkohol in der Dienstzeit? Das kann ins Auge gehen - tut es auch, jedenfalls für Starke, dessen Auge dem Champagner-Korken auf dessen Weg aus dem engen Flaschenhals ins Universum in die Queere kommt. Zum Glück ist die Charité nicht all zu weit entfernt und das blaue Auge wird schnell zum "Dienstunfall mit einem Champagner-Korken". Doch es bleibt keine Zeit zur Erholung, schon ruft wieder ein Leiche:<br /><div><br /></div>Katja Manteuffel, Chefärztin der Berliner Uni-Augenklinik, wird ermordet aufgefunden. Die Ermittlungen führen die Kommissare zur Cornea AG, einer Firma, die im Rahmen des streng geheimen Projektes "Phydra" einen revolutionären Netzhaut-Chip entwickelt hat. Dieser Chip wurde kurz nach Katja Manteuffels Ermordung einer blinden Patientin (<span style="font-style: italic;">Anne Kanis</span>) implantiert. Schon bald rückt die Augenchirurgin Mareike Andresen (<span style="font-style: italic;">Judith Engel</span>) ins Visier der Kommissare. Aufgrund der Ermordung von Katja Manteuffel hat sie die aufsehenerregende Operation durchgeführt. Eine einmalige Chance für die Karriere der jungen Ärztin. Aber hat sie dafür gemordet?<br /><br />Als Ritter und Stark herausfinden, dass die Ermordete eine heimliche Liebesbeziehung mit Tim Nicolai (<span style="font-style: italic;">Justus von Dohnányi</span>), dem Verlobten von Mareike Andresen und Leiter von "Phydra", hatte, gerät auch dieser unter Verdacht. Drohte Katja Manteuffel gegenüber Tim Nicolai damit, seiner Verlobten von dem Verhältnis zu erzählen? Es hätte Nicolais Entlassung aus der Firma bedeutet, denn der Vorstandsvorsitzende der Cornea AG ist Mareikes Vater Manfred Andresen (<span style="font-style: italic;">Jörg Gudzuhn</span>).<br /><br />Doch damit nicht genug: Von der attraktiven Referentin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Judith Wenger (<span style="font-style: italic;">Gesine Cukrowski</span>) erfährt Ritter, dass das Bundesministerium "Phydra" maßgeblich finanziert. Immer klarer wird, dass der Schlüssel zur Aufklärung im Beziehungsdickicht von Forschung und Wirtschaft verborgen liegt, in dem Profitdenken und knallharte Konkurrenz herrschen. Ritter und Stark müssen ein Geflecht aus Lügen entwirren und stehen am Ende vor einer verblüffenden Lösung.<div>(den Trailer gibts <a href="javascript:DasErstePopup('/mediathek_blank/play.asp?cid=41296','593','637');">hier >></a>)<br /></div><div><br /></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-weight: bold; font-style: italic;">Bewertung:</span></div><div>Amysant und unterhaltsam, wie das quirrlige Kommissarenduo in Berlin ermittelt, wird ein gleichermaßen spannendes wie brisantes Thema der Verquickung von (öffentlich-rechtlicher, von Steuergeldern finanzierter) Wissenschaft und (gewinnorientierter) Privatwirtschaft problematisiert. Die üblichen Akteure: Universitäten, Wirtschaftskonzerne, Organe der Staatsaufsicht und ihre AkteurInnen - alle kommen sie vor. Und doch schaben die kriminalistischen Ermittlungen nur an der Oberkante, die nach Exzessen sucht, nach individuellen Einzeltätern, welche die Grenzen der Gemeinverträglichkeit übertreten und die große Legende von der "Suche nach Wahrheit und Wissen für ein besseres Leben" nur noch vor sich hertragen, um ihre persönliche Gier zu übertünchen. Das System enger Verzahnung und Abhängigkeit von Wissenschaft und Wirtschaft aber, bleibt unhinterfragt, muss es vielleicht auch bleiben. Dabei lohnt die Frage, wann eine bestimmte Forschung die heiligen Hallen der Universität verlässt, um privatwirtschaftlich oder militärisch weiterbeforscht zu werden - jenseits der Öffentlichkeit und mit anderen Zielen als denen der Wahrheitsstiftung.<br /><br />Hier soll nicht bezweifelt werden, dass vielfach wichtige Forschungsergebnisse nur dadurch zum Nutzen der Menschheit bzw. in diesem Fall des/der einzelnen Patient/in wurden, dass eine (private) Firma aus der Erkenntnis ein heilendes Anwendungsprodukt hergestellt hat oder dass wichtige Forschungsprojekte an den öffentlichen Forschungseinrichtungen nur durch privatwirtschaftliche Spenden und/oder Public-Privat-Partnerships möglich geworden sind. Es soll aber gefragt werden, warum das so ist?! Der Tatort gibt dafür einen guten Einstieg; freilich gilt es die Rolle der Akteur/innen im System zu hinterfragen, die Zusammenhänge der Institutionen (universitäre Wissenschaft - Staatsaufsicht und -lenkung - Wirtschaft) in ihrer jeweils systemimmanenten Rolle innerhalb einer kapitalistisch funktionierenden Marktwirtschaft zu betrachten. Dabei dürfte eine Rolle spielen, dass sich der Staat aus der Finanzierung von Grundlagenforschung immer mehr heraushält und seinerseits wirtschaftlichen Imperativen folgt. Dadurch bleibt der Wissenschaft kein Schutzraum für eigene Fragestellungen. Mit der Implementation des Wettbewerbs als Lenkungsprinzip der Hochschulorganisation und -finanzierung, wie es der Exzellenzwettbewerb und die Suche/Sehnsucht nach Eliteuniversitäten in Deutschland so anschaulich macht, gehen den Universitäten die eigenen Gründungsmythen verloren. So wirken sie selbst an ihrem Umbau zu bloßen Berufsausbildungseinrichtungen einerseits und zu abhängigen Forschunsinstituten andererseits mit, die der Privatwirtschaft als Abschreibungsmöglichkeit eigener Investitionen ebenso dienlich sind, wie für die Erarbeitung von unwirtschaftlichen Teilprojekten mit staatlichen Mitteln, deren wirtschaftliche Nutzung wiederum der Privatwirtschaft anheimfällt. Wer wollte es ihr nicht gönnen - könnte man einwenden. Schlimm ist dabei nur, dass die mit Steuergeldern finanzierten Fortschritte der Gesundheitsindustrie schließlich vom Verbraucher wieder teuer bezahlt werden müssen.<br /><br />Das alles in einem Tatort? Unmöglich! Klar, aber - auch das könnte ein Anspruch öffentlich-rechtlichen Fernsehens sein - wenigstens andeuten, dass die Welt komplexer ist, als nur die Summe der Charakterrollen eines Kriminalfalls, dürfte zu erwarten sein. Immerhin lobt die Kommission ausdrücklich die in dieser Hinsicht nicht unüberhörbaren Anspielungen und Wertungen der Kommissare, die auch das Bild wiedergeben, das in der Gesellschaft von Wissenschaft existiert. Um so amysanter für eine an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) agierende Kommission ist es dann zu sehen, wie die Innenaufnahmen der korrupten Chipfirma Cornea AG aus dem HU-Institutsgebäude der Physik in Adlershof stammen. Jenem Standort der Humboldt-Universität, der sich dafür rühmt, dass Universitäts- und privatwirtschaftliche Forschung hier eng zusammen arbeiten (<a href="http://www.adlershof.de/index.php?wista0&L=0">>></a>).<br /><br />Zum Verhalten der Kommissare lässt sich abschließend nur anmerken, dass die Behandlung von Verletzungen, die durch Champagner-Korken hervorgerufen werden, nur dann einen Betriebsunfall darstellen, wenn es sich beim Verzehr des Getränks um eine dienstliche Handlung handelt, also z.B. ihm Rahmen eines Empfangs für den neuen Abteilungschef während der Dienstzeit etc. Im vorliegenden Fall ist der Vorgang jedoch eher als Versicherungsbetrug im Amt zu bewerten. Dass darüberhinaus Kommissar Ritter in fast jeder Folge eine Affaire mit Zeuginnen und/oder Verdächtigen unterhält, mag ein vom Drehbuch als tragisch inszenierter Moment in Ritters Persönlichkeit sein. Dieser Umstand mutet aber doch reichlich unprofessionell für Polizeiarbeit an und zeigt nur, wie wenig Leben und Realitätswahrnehmung manchen BeamtInnen außerhalb ihres Dienstes bleibt.<br /></div><div><br /></div>mp2http://www.blogger.com/profile/08966747169831219456noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-23348856331140202582008-10-17T14:26:00.000-07:002008-10-18T09:08:33.591-07:00Kind zu ersteigern<span style="font-weight: bold;">Tatort vom Sonntag, 06.07.08: </span><div style="font-weight: bold;">Ausweglos (Regie: <span class="Apple-style-span" style="font-style: italic;">Hajo Gies</span>, MDR <a href="http://www.daserste.de/tatort/sendung.asp?datum=06.07.2008">>></a>)</div><div><div><br /></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-style: italic;"><span class="Apple-style-span" style="font-weight: bold;">Sachverhalt:</span></span></div><div>In der Leipziger Innenstadt wird am frühen Morgen die Leiche einer jungen Frau gefunden. Susanne Körting wurde brutal erschlagen. Ihr Mann Manuel (<span class="Apple-style-span" style="font-style: italic;">Hinnerk Schönemann</span>) erzählt den Hauptkommissaren Eva Saalfeld (<span class="Apple-style-span" style="font-style: italic;">Simone Thomalla</span>) und Andreas Keppler (<span class="Apple-style-span" style="font-style: italic;">Martin Wuttke</span>), dass er sich vor kurzem von Susanne getrennt hätten. Als sich bei der Obduktion herausstellt, dass Susanne Körting wenige Tage vor ihrer Ermordung ein Kind entbunden hat, gerät ihr Ehemann, der die Schwangerschaft verschwiegen hat, unter Verdacht.</div><div><br /></div><div>Die Kommissare gehen der gescheiterten Ehe auf den Grund und erfahren, dass Susanne Körting es mit der ehelichen Treue nicht so genau genommen hat. Mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber Jörg Grabosch (<span class="Apple-style-span" style="font-style: italic;">Matthias Matschke</span>) soll sie sich auf einer Betriebsfeier vergnügt haben, und auch ihr letzter Chef, der verheiratete Peter Marquardt (<span class="Apple-style-span" style="font-style: italic;">Oliver Stokowski</span>), der sie beim Kauf eines Kinderwagens begleitet hatte, rückt ins Visier der Ermittler. Die Suche nach dem oder der Mörder/in wird schnell zur Suche nach dem Erzeuger des noch immer verlorenen Babys. Nach diesem wird landesweit gefahndet, doch es fehlt jede Spur, und die Befürchtung, es könne getötet worden sein, lässt die Kommissare, die aus der Zeit ihrer gemeinsamen Ehe ebenso die Erfahrung eines verlorenen Kindes teilen, nicht ruhen. </div><div><br /></div><div>Derweil ereignet sich Erstaunliches: Beim Besuch des behandelnden Frauenarztes der Toten (<span class="Apple-style-span" style="font-style: italic;">Andreas Borcherding</span>) behauptet dieser, Susanne Körting sei bei ihm nicht als Schwangere in Behandlung gewesen. Auf dezidierte Nachfrage der Beamten behauptet dieser, sie könne auch bei keinem anderen Arzt gewesen sein, wie er durch Nachfrage bei der Krankenkasse in Erfahrung gebracht haben will. </div><div><br /></div><div>Zwischendurch rücken die Kommissare zur Kindesrettung aus: Eine Frau meldet, aus der Wohnung ihres als Single lebenden Nachbars dringe ununterbrochenes Kleinkindgeschrei. Die Tür ist schnell aufgebrochen, die skuril anmutende Wohnung durchsucht. Schließlich finden sie das Kind wohlbehalten und wollen sich gerade auf den Weg ins Revier machen, als die Besitzer der Wohnung zurückkehren. Noch ehe sie sich versehen, sollen sie festgenommen werden. Doch das ganze stellt sich als großer Irrtum heraus. Denn der Junggeselle hat Besuch von seiner kleinen Schwester und deren Neugeborenen und war mit ihr "nur für ein paar Minuten Kaffeetrinken gegangen". </div><div><br /></div><div>Die Nerven liegen blank. Die Ermittler verhören erneut Peter Marquardt und dessen Frau. Diese haben auch gerade ein neugeborenes Kind und einen ebensolchen Kinderwagen wie er auch am Tatort gewesen sein könnte. </div><div><br /></div><div>Bald stellt sich heraus, dass die Tote lediglich als Leihgebärende der Marquardts dienen sollte. Darauf kommen die Ermittler durch einen Hinweis der Sprechstundenhilfe des Arztes, die bald selbst tot aufgefunden wird. Jemand hatte sie von einer Brücke gestoßen. Offenbar wollte Susanne Körting ihr Kind nicht herausgeben oder war ihr das von den Marquardts in Aussicht gestellte Geld zu wenig, das ihr (Ex-)Mann zum Erhalt seiner schlecht gehenden Tischlerei so dringend hätte brauchen können...</div><div>(<a href="javascript:DasErstePopup('/mediathek_blank/play.asp?cid=34178','593','637');">Filmtrailer >></a>)<br /></div><div><br /></div><div><span class="Apple-style-span" style="font-style: italic; font-weight: bold;">Bewertung:</span></div><div>Die Rolle des Kommissar Keppler scheint dem Schauspieler Martin Wuttke wie auf den Leib geschrieben - oder ist es umgekehrt? Dabei ist der Konflikt mit strafprozessualen Ermittlungsvorschriften quasi vorprogrammiert. Eine Charakter-Beschreibung, wie sie im <a href="http://www.tatort-fundus.de/web/ermittler/mitteldeutscher-rundfunk/saalfeld-keppler.html">Internet </a>zu finden ist, bringt das ganz treffend auf den Punkt:<br /><blockquote>Keppler benimmt sich überall, als wäre er zu Hause. Er bringt es fertig, den Inhaber einer Wohnung glatt zu übersehen, um sich umso geschäftiger gleich und ohne zu fragen über eine Schublade, ein Fotoalbum oder auch einen Kochtopf herzumachen, nur um zu schauen,was drinnen ist. Wohl kein zweiter Polizeibeamter wird so oft verwundert nach einem Durchsuchungsbeschluss gefragt wie er.Häufig antwortet Eva für ihn:„Seien Sie froh, dass er keinen hat!“ Denn eine Durchsuchung führt Keppler auf seine Art durch: professionell, akkurat, penibel, detailversessen. Aber meistens „guckt er ja bloß mal“ und entschuldigt sich auch sofort dafür, wenn er damit jemandem zu nahe tritt – was häufig der Fall ist.</blockquote>Immerhin, die Auseinandersetzung mit dem auch für Polizeibeamte verbotenen Ermittlungsmethoden findet statt – vor laufender Kamera quasi. Doch erzeugt das nicht auch eine Atmosphäre, in der die Zuschauer/innen nur hoffen können, dass die Wohnungsbesitzer etc. klein beigeben und in die Wohnungs"umschau" einwilligen?! Wie nervig wäre es, wenn die Kommissare jetzt erst einen Durchsuchungsbeschluss holen müssten, wo es doch gerade so spannend ist. Auch wenn die Mühen des Antragschreibens, Begründens und Prüfens dem Publikum erspart bleiben, ist für einen Krimi doch nur entscheidend, dass es möglichst schnell und spannend voran geht. Dem konnte sich auch die Kommission nicht immer ganz entziehen und daher scheint es um so dringlicher darauf hinzuweisen, dass es eben nicht genügt, etwas Verbotenes als solches zu bezeichnen und damit den Zuschauer zum Mitverschwörer illegaler Ermittlungen, zum Teil des Korpsgeistes werden zu lassen. Vielmehr muss auch ein spannender Kriminalplott zeigen, dass Ermittler/innen wissen, wo für sie Schluss ist und verstehen, damit umzugehen, ohne aufzugeben.<br /><br />Im Einzelnen ist folgendes anzumerken:<br /><ul><li>Die Szene, in welcher der Gynäkologe zum Telephon greift, um sich bei der Krankenkasse zu erkundigen, ob seine Patientin etwa noch bei anderen Ärzten in Behandlung ist, entbehrt jeder rechtlichen Grundlage. Zwar lässt der Film durchaus offen, ob das Gespräch mit der Krankenkasse tatsächlich stattgefunden hat oder ob der Arzt die Beamten darüber nur täuscht, die Kommission hält es jedoch für wichtig, darauf hinzuweisen, dass solcherlei Auskünfte über Patientendaten für eine Krankenkasse ebenso der Geheimhaltung unterliegen wie für einen Arzt. Die Auskunft hätte somit nicht ohne Weiteres erteilt werden dürfen und schon gar nicht am Telephon.</li><li>Das gewaltsame Eindringen in die Wohnung des Junggesellen, aus der die Schreie des Kindes kamen (s.o.), war auch ohne Durchsuchungsbeschluss gerechtfertigt. Auch wenn es sich nachträglich als Irrtum herausstellte, handelten die Beamten hier nicht nur aus strafprozessualen, sondern auch aus präventiven Gründen, um das Baby vor gesundheitlichen Gefahren zu bewahren. Dabei durften sie davon ausgehen, dass ein weiteres Abwarten oder die Verständigung eines Schlossers möglicherweise zur Flucht des Verdächtigen mit dem Kind geführt hätte. Damit können sie sowohl nach den Polizeigesetzen zur Gefahrenbeseitigung als auch nach der StPO zur Verfolgung von Tatverdächtigen im Falle unmittelbar drohender Gefahr ausnahmsweise nach eigenem Entschluss handeln und Wohnungen durchsuchen. Diese Voraussetzungen waren hier gegeben. Daran ändert auch der tatsächliche Irrtum über die Umstände nichts. Allerdings müssen die Behörden für den Entstandenen Schaden gegenüber den Bewohner/innen aufkommen.</li><li>Die Vernehmung des Gynäkologen auf dem Polizeirevier zunächst als Zeugen, im Verlauf des Gesprächs aber als Verdächtigen hätte sofort abgebrochen werden müssen, als dieser einen Anwalt zu sprechen verlangte. Setzt die Polizei die Vernehmung dennoch fort, führt dies zur Unverwertbarkeit der Aussage im gerichtlichen Verfahren. Im übrigen stellt es einen Verstoß gegen die Justizgrundrechte des Zeugen bzw. Verdächtigen dar.</li><li>Nach dem Auffinden des gesuchten Kindes nimmt die Kommissarin das Kleinkind an sich, um es ihrer Mutter zur Aufbewahrung zu geben. Das ist selbstverständlich nicht zulässig. Zuständig ist hier das Jugendamt für die angemessene Versorgung und Unterbringung des Kindes, wenn eine ärztliche Versorgung nicht notwendig erscheint.</li><li>Am Ende des Films kommt es zu einer - für Jurist/innen reichlich amysanten - Auseinandersetzung zwischen dem Ehepaar Marquardt und dem Ex-Mann der Toten. Dabei bietet dieser den Marquards das Sorgerecht an seinem Kind an, nach dem sich herausgestellt hat, dass er selbst der Vater des Kindes sei, wenn diese dafür einen bestimmten Geldbetrag zur Rettung seiner Tischlerei zahlten. Dadurch wird der irreale Eindruck erweckt, es handle sich beim Sorgerecht um ein privatrechtlichen Abtretungsvertrag, bei dem das Eigentum an dem Kind übertragen werden kann. Wenn das ginge, würde bestimmt so manche Eltern ihre Kinder bei E-bay versteigern... Tatsächlich ist die Frage des Sorgerechts keine zivilrechtliche, sondern eine öffentlich-rechtliche Frage. Wird das Sorgerecht nicht von den Eltern selbst ausgeübt hat ein Familiengericht zum Wohle des Kindes über die Frage zu entscheiden, wer es statt derer ausüben darf bzw. soll. Eine rechtsgeschäftliche Verfügung über Menschen ist im Rechtsstaat formell zumindest ausgeschlossen.<br /></li></ul><br /><br /></div></div>mp2http://www.blogger.com/profile/08966747169831219456noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-19228520711404970132008-09-10T17:03:00.000-07:002008-09-10T17:04:55.551-07:00Sendebetrieb vorrübergehend eingestelltLiebe Zuschauerinnen und Zuschauer,<div><br /></div><div>wegen anhaltender Urlaubsplanungen wird dieser Blog erst wieder am dem 21. September 2008 mit neuen Inhalten gefüttert. </div><div><br /></div><div>Wir danken für Ihr Verständnis und wünschen allseits spannende Unterhaltung </div><div>Ihre Tatortkontrollkommission</div>mp2http://www.blogger.com/profile/08966747169831219456noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-38110307567962413762008-05-28T10:08:00.000-07:002008-05-28T10:54:34.763-07:00Nu sprechens ni hochdeutsch?!<span style="font-weight: bold;">Tatort vom Sonntag, 25.5.08:<br />Todesstrafe (Regie: <span style="font-style: italic;">Patrick Winczewski</span></span><span style="font-weight: bold;">, MDR)</span><br /><br /><br /><span style="font-style: italic;"><span style="font-weight: bold;">Sachverhalt:</span></span><br />Gerade mit dem Zug in Leipzig angekommen, wird Hauptkommissar Andreas Keppler (<span style="font-style: italic;">Martin Wuttke</span>) direkt zu einem Tatort gerufen, wo seine neue Kollegin und ex-Ehefrau Eva Saalfeld (<span style="font-style: italic;">Simone Thomalla</span>) ihn schon erwartet. Zeit für Privates bleibt ihnen aber nicht, denn sie müssen gemeinsam einen Mord aufklären.<br /><br />Hans Freytag (<span style="font-style: italic;">Tom Quaas</span>), Betreiber des Veranstaltungszentrums "Fabrik", wurde erstochen von der Bäckersfrau aufgefunden, eine unerkannte Person ist vom Tatort flüchtig. Freytag hatte gemeinsam mit Jugendlichen ein Boot restauriert, an dessen Bug nun das Wort "Todesstrafe" gesprüht stehen. Keppler, dessen Alleingänge und dessen introvertiert schroffes Sozialverhalten im Ermittlungsteam schon bald zu Spannungen führt, und Kommissarin Saalfeld ermitteln, dass Freytags "Fabrik" bereits mehrfach von Unbekannten mit dem Wort "Kinderschänder" beschmiert worden war. Hintergrund könnte eine Strafanzeige seiner von ihm getrennt lebenden Frau Sibylle (<span style="font-style: italic;">Julia Richter</span>) sein, die behauptet, dass Freytag ihre gemeinsame kleine Tochter missbraucht habe. Gegen Freytag herrschte Pogromstimmung im Stadtteil. Auf der Spur nach der flüchtigen Person vom Tatort stoßen die Kommissare Saalfeld und Keppler auf Max Lornsen (<span style="font-style: italic;">Joseph Bundschuh</span>), der auch als letzter mit Freytag telefoniert hatte. Allerdings war der junge Mann mit dem Opfer befreundet - welches Motiv für einen Mord sollte er haben?<br /><br />Das sieht beim Wirt Kurt Steinbrecher (<span style="font-style: italic;">Matthias Brenner</span>) ganz anders aus: Er ist Vorsitzender eines eingetragenen Vereins, der öffentlich die Todesstrafe für Kinderschänder fordert. Steinbrecher hat kein Alibi, und seine Fingerabdrücke befinden sich auf einer am Tatort gefundenen Spraydose. Als die Kommissare dann noch herausfinden, dass Sibylle Freytag und ihr Anwalt Klaus Arend (<span style="font-style: italic;">Roman Knizka</span>), der mit Kommissarin Saalfeld gemeinsam die Schulbank der POS Georgi Dimitroff gedrückt hatte, schon seit längerem ein Paar sind, stellt sich ihnen die Frage nach dem eigentlichen Zweck der Missbrauchsanzeige.<br /><br />Eva Saalfeld und Andreas Keppler ermitteln in einem Stadtviertel, in dem eine Tendenz zu Bürgerwehr und Selbstjustiz herrscht. In ihrem ersten Fall müssen sie ein Geflecht aus Stammtischparolen, zerrütteten Ehen und gescheiterten Träumen entwirren.<br /><br /><br /><span style="font-weight: bold; font-style: italic;">Bewertung:</span><br />Die Kommission ist empört: Keppler spricht kein sächsisch; Saalfeld spricht kein sächsisch. Die alten Lornsens, der junge Lornsen, ja selbst die Bäckerin „von nebenan“ sprechen dialektfrei die deutsche Sprache. Menschen ohne Herkunft? Und das ausgerechnet in Leipzig, wo doch, wie manche behaupten, der Dialekt erst erfunden wurde. Und wo man ganz gewiss nicht beschämt darüber ist, noch nicht vollständig in die up-to-date-Gesellschaft des 21. Jahrhunderts globalisiert und assimiliert zu sein.<br /><br />Der <span style="font-style: italic;"><a href="http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/513/175983/">Süddeutschen Zeitung</a> </span>hingegen scheint dieses linguistische Element ziemlich egal zu sein, denn schließlich sei ja eh „längst zusammengewachsen ist, was zusammengehört,“ wobei Else Buschheuer von der SZ nicht das, sich seit langer Zeit wiedersehende Ermittlerpaar meint, sondern die vermeintlich sächsisch sprechenden Ostdeutschen und die vermeintlich hochdeutsch sprechenden Westdeutschen. Klischees at its best! Und das ganz ohne Augenzwinkern.<br /><br />Dass die dialektfreie Zone seit einiger Zeit in verschiedenen Tatortfolgen regionale Besonderheiten außer Kraft setzt und dem föderalen Prinzip des Tatorts somit einen Teil seines Sendungsbewusstseins entzieht, stellt die Kommission im Gegensatz zu den meisten medialen Reaktionen auf die Tatortfolge außerordentlich in Frage. Denn schließlich war es doch bisher stets etwas Besonderes, die im Relativen doch heterogene Lebenswelt hiesiger Regionen auch im Fernsehen zu erleben.<br /><br />Und welchen Zweck kann das Konzept der linguistischen Deregionalisierung haben? Soll den Zuschauern bedeutet werden, dass es ja schließlich kein Problem sei, wo man arbeitet, sondern lediglich, das man arbeitet!? Ob Berlin oder Leipzig, ob Münster oder München – der modern-kapitalistischen Arbeitswelt ist das egal. Flexibel soll der Mensch sein (und dabei hilfreich und gut)! Hierfür, so scheint es, sind ein akzentfreies Hochdeutsch sowie die ausgeprägte Bereitschaft, seinen Wohnort vom Ort des Arbeitsplatzes abhängig zu machen, unabdingbare Voraussetzung. So entnimmt die Kommission die Botschaft: Kappt eure Wurzeln und sprecht hochdeutsch! Wo auch immer das sein wird - so wird es gut.<br /><br />Nein, ein lebensnaher Tatort, ein Tatort „dran an den Menschen“ war das also wieder nicht. Vielmehr eine virtuelle Welt, zu der die Reale, so hofft man, doch niemals aufsteigen soll und im zweiten Atemzug schon bezweifelt, ob das nicht schon längst passiert ist. Im Tatort aus Leipzig ist es jedenfalls die Realität – auch im juristischen Sinn: Da stiftet die Kommissarin ihren alten „Freund aus EOS-Zeiten“ und Rechtsanwalt in seiner kitschig und klischeehaft mondänen Arbeitsumgebung an, als Zeugnisverweigerungsberechtigter nach § 53 I Nr. 3 StPO Privatgeheimnisse seines Mandanten zu verletzen, was strafbar ist nach §§ 203, 26 StGB. Da kommt es - wie schon in vergangenen Tatort-Folgen - zu Vernehmungen ohne vorherige ordnungsgemäße Belehrung. Mit dem Rechtsstaat also nimmt es der Tatort auch in dieser Folge nicht so genau.<br /><br />Im Besonderen positiv bewertet die Kommission jedoch die ausgiebige Nutzung der Leipziger Straßenbahn durch Kommissar Keppler, der auch im Übrigen durch <span style="font-style: italic;">Martin Wuttke</span>, den „<a href="http://www.doubledialogues.com/archive/issue_six/varney.html">Arturo Ui</a>“ des Berliner Ensambles und dessen ehemaliger Intendant, hervorragend in Szene gesetzt wird. Schade, dass seine Kollegin Saalfeld, gespielt von <span style="font-style: italic;">Simone Thomalla</span>, daneben so blaß bleibt. Schließlich kann wenigstens die Straßenbahn als fester Bestandteil des Leipziger Fluidums Präsenz zeigen, wenn den SchöpferInnen schon die sächsische Sprache nicht zur Identifizierung des Leipziger-Tatortes geeignet erschien.<span style="font-family:Garamond,serif;"><span style="font-size:130%;"></span></span>mp2http://www.blogger.com/profile/08966747169831219456noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-54790407828744272582008-05-20T05:45:00.000-07:002008-05-21T00:56:43.091-07:00Schallende Ermittlungen im Münsterland<span style="font-weight: bold;">Tatort vom Sonntag, 18.5.08:<br />Krumme Hunde (Regie: </span><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">Manfred Stelzer</span><span style="font-weight: bold;">, WDR)</span><br /><br />Nur zweimal im Jahr gehen Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Rechtsmediziner Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) auf amüsante Verbrecherjagd.<br /><br />Diesmal wird der Privatdetektiv Peter Mang mit einer Hunde-Tätowierung im Nacken und Einstichwunden im Rücken halbnackt und von Säure verätzt in einer Baugrube gefunden. Ist er das Opfer seiner geheimen Ermittlungen geworden?<br /><br />Der Tote Privatdetektiv lässt nicht nur eine Reihe pikierlicher Überwachungsbänder aus dem - wie das Bundesverfassungsgericht formulieren würde - absoluten Kernbereich privater Lebensführung zurück, sondern auch eine riesige Dogge, die - wie Thiel treffend formuliert - "Halbleiter scheißt". Auf dem so wiedererlangten Chip einer Digitalkamera findet Kommissar Thiel Fotos, die ihn auf die Spur der Industriellenfamilie Rummel führt. In der Ehe von Sabine und Markus Rummel scheint es trotz der sauberen Fassade offensichtlich zu bröckeln: Schließlich zeigen die von dem Detektiv aufgenommenen Fotos, dass den Werkschef und seine neue Assistentin Christine Schauer mehr verbindet als nur ein Arbeitsverhältnis. Beauftragt wurde der Privatdetektiv von Alfred Wesskamp. Der ehemalige Werksmitarbeiter ist ein älterer Freund des Hauses Rummel. Wesskamp verrät Kommissar Thiel auch, dass die Firma unter der Führung von Markus Rummel wirtschaftlich jüngst in eine Schieflage geraten ist. Derweil ermittelt Prof. Boerne wieder mal auf eigene Faust. Dass ihm der ermordete Privatdetektiv zum Verwechseln ähnlich sah, lässt den Rechtsmediziner keine Ruhe. Die auffällige Tätowierung des Toten führt ihn in ein einschlägiges Münsteraner Tattoo-Studio. Hier trifft er auf den Weißrussen Jan Sievic – und dessen Kampfhund …<span class="text12"><br /><br />Derweil versucht Vater Thiel vergeblich, dem Sohn seine neue indische Freundin Asha näher zu bringen und etwas familiär zu werden. Die wiederholten Versuche einer gemeinsam Mahlzeit scheitern jedoch immer am laufenden Ermittlungsstand und verleiten </span><span class="text12">Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) dazu, an Thiels Junior statt das erleuchtete Paar zum Essen zu begleiten und die okulte Asha nach Wegen aus ihrer Rauchsucht zu befragen. Der Rest des überaus unterhaltsamen Tatorts wird daher mit grummeligen, penetranten Mantras, einer hungrigen Dogge und der Frage dominiert, warum Kommissar Thiel ständig eine Mütze tragen muss.<br /><br /><span style="font-style: italic;"><span style="font-weight: bold;">Bewertung:</span></span><br />Die Kommission sieht sich außer Stande, den Münsteraner Tatort einer grundlegenden wissenschaftlichen Bewertung zu unterziehen. Wo die Darstellung polizeilicher Ermittlungstätigkeit so sehr mit den Klischees einer von Intolleranz und Vorurteilen geprägten Gesellschaft spielt, dass deren überzogene Darstellung allenfalls die Lachmuskel anregt, denn ernsthaft als vorbildhafte Blaupause von Realität wahrgenommen werden kann, wird das Lachen zur versöhnlichen Erkenntnis und ist jeder ernsthafte Bewertungsversuch selbst zur Groteske verurteilt. Die Kommission stellt daher lediglich fest, dass sie sich außerordentlich amüsiert hat.<br /><br />PS: Die Kommission regt die Ehrenmitgliedschaft von Thiel-Darsteller </span> Axel Prahl in dem polizeibekannten Hamburger Fussballverein an, denn nie hat jemand im öffentlich-rechtlichen Fernsehen so viel Werbung für einen Fussballverein gemacht, wie Prahl für den FC St. Pauli.Rexhttp://www.blogger.com/profile/13757054309181294174noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-15997619125842138962008-05-12T04:02:00.000-07:002008-05-12T07:42:52.081-07:00Komm süßer Tod... -- Wissen schaft Kriminalität<span style="font-weight: bold;">Tatort vom Sonntag, 4.5.08:<br />Exitus (Regie: </span><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">Thomas Roth</span><span style="font-weight: bold;">, RBB)</span><br /><br /><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">Sachverhalt:</span><br />Crash Test Dummies sind auch nicht das was sie einmal waren. Um die Auswirkungen ein echtes Schleudertraumas bei ungenügender Sicherheitsausstattung von Unfall-Pkws auszutesten brauchts schon echte menschliche Körper. Aber wer würde sich dafür schon zur Verfügung stellen - selbst wenn mensch tot ist?? Also woher nehmen, wenn nicht stehlen...?<br /><br />Nach einem Autounfall findet die Polizei fünf Leichen im feuergefangenen Wrack. Drei davon sind entkleidet und wie sich bald herausstellt längst vor dem Unfall verstorben. Der illegale Leichentransport ruft den Sonderermittler des Innenministeriums Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) auf den Plan. Gemeinsam mit seinem Wiener Kollegen <span class="defsmall2_1B2812">Inspektor </span> Bernhard Weiler (Heribert Sasse) treibt Eisner die Ermittlungen um die schaurige Entdeckung voran, die ihn in die Welt der Medizin und Forschung führen. Und wo Medizin und Forschung zusammen kommen ist häufig auch das große Geld nicht weit. <span class="defsmall2_1B2812">Erste Untersuchungen ergeben, dass diese drei Leichen aus einem Krankenhaus offiziell zu Forschungs- und Lehrzwecken an die Anatomie der Universität Wien überstellt worden waren. Auch die Leiterin der Klinik Dr. Veronika Fuchsthaler (</span>Sunny Melles<span class="defsmall2_1B2812">) hat keine Erklärung dafür, wie diese menschlichen Körper nachts in einen Kleintransporter auf einer einsamen Landstraße gekommen sind.<br /><br />Unerwartete Hilfe und emotionale Nähe erhalten die Ermittler, besonders aber Sonderermittler Elsner von der jungen Pathologin Dr. Paula Weisz (</span>Feo Aladag<span class="defsmall2_1B2812">), die in dem Krankenhaus Ungereimtheiten entdeckt. Auf eine ganz heiße Spur stößt Dr. Weisz bei einem Seminar an der Grazer Universität. Denn bei einem Anschauungsunterricht erkennt sie den vermisst gemeldeten Körper einer jungen Drogensüchtigen wieder, die nach den Unterlagen bereits in Wien von Studenten seziert worden ist. Wie konnte diese Leiche dann äußerlich offensichtlich unversehrt nach Graz kommen?<br /><br />Für Moritz Eisner ist klar, dass die Anatomie und das Krankenhaus über gefälschte Akten Leichen verschwinden lassen. Menschen, die keine Angehörigen haben, für die niemand ein Begräbnis bezahlt und die niemand vermisst. Doch zu welchem Zweck geschieht das? Und warum hat die drogensüchtige Frau schwere Brüche an der Wirbelsäule und den Schultern, die ihr eindeutig lange nach dem Tod zugefügt wurden?<br /><br />Inspektor Weiler findet unterdessen heraus, dass ein großes deutsches Versicherungsunternehmen, das sich u.a. auf Lebens- und Unfallversicherungen spezialisiert hat, Millionenbeträge wegen unfallbedingter Schleudertrauma auszahlen musste. Dieses Unternehmen publizierte nun eine Studie, wonach die Schleudertraumata sehr viel seltener zu Berufsunfähigkeit führen als bislang angenommen. Genauere Untersuchungen waren bisher mangels menschlicher Versuchskörper nur sehr beschränkt möglich gewesen. Seit Veröffentlichung der Studie haben die Versicherungen ihre Auszahlungspraxis grundlegend geändert und sparen so Millionen. Woher die in der Studie in Crash-Tests verwendeten Menschenkörper stammten bleibt ungewiss. Schnell kommen die Ermittler der Versicherung auf die Spur, deren österreichischer Firmensitzt zufällig oder gerade nicht von dem in Scheidung befindlichen Ehemann der Klinikdirektorin </span><span class="defsmall2_1B2812">Fuchsthaler </span>geleitet wird. Ein Schelm, wer böses dabei denkt...<br /><span class="defsmall2_1B2812"><br />Verfolgt von der Presse, die Wind von dieser Schauergeschichte bekommen hat, gerät Eisner immer tiefer in Ermittlungen, die ständig neue Fragen aufwerfen. Vor allem aber diese eine Frage: Wie weit dürfen Wissenschaft und Forschung gehen?<br /><br /></span><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">Bewertung:</span><br />"Exitus" ist ein sehr kurzweiliger, irgendwie "typisch" österreichischer Tatort, der eher an die Schocker der Kult-Thriller "<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Anatomie_%28Film%29">Anatomie</a>" und die morbide Kriminalgroteske "<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Komm%2C_s%C3%BC%C3%9Fer_Tod_%28Film%29">Komm süßer Tod</a>" erinnert, denn an das übliche Tatortformat. Sollte das damit zu tun haben, dass sich die Preußen des RBB ihre Wiener Kollegen ebenen genau so vorstellen, denn der österreichische Tatort kommt aus Berlin (vgl. <span style="font-style: italic;">Jürgen Heimlich</span>: <a href="http://www.tatort-fundus.de/web/index.php?id=1910">Der TATORT aus Sicht eines Wieners</a>)?<br /><br />Dabei werden zwar durchaus spannende Fragen aufgeworfen:<br /><ul><li>Warum kann der Leichnam eines Menschen nach dem deutschen Recht für medizinische Versuche und Organspenden nur genutzt werden, wer eine entsprechende Erklärung abgegeben hat und seinen Organspenderausweis mit sich führt, während in Österreich schlichtweg jeder Leichnam weiterverwendet werden kann, wenn diese nicht explizit durch den Verstorbenen ausgeschlossen wurde oder Angehörige die Bestattung zeitnah veranlassen?</li><li>Wo sind die Grenzen wissenschaftlichen Forschens?</li><li>Ist die Forschung reiner Selbstzweck und von jeder ethischen Bewertung freizustellen?<br /></li><li>Wem darf, wem muss die Forschung dienen?</li></ul>Indes, sie bleiben als Fragen Nebensätze des aktionsreichen Geschehens, unbeantwortet und unerhört. Die bösen Forscher richten sich selbst und werden Märtyrer ihrer verstaubten, aber als rücksichtsloser Pioniergeist empfundenen Wissenschaftsauffassung. Dabei wird jedoch nicht verholen, dass das Gerede von Wissenschaft und Erkenntnis am Ende nicht mehr ist, als ein großes Geschäft - und zwar auf allen Seiten.<br /><br />Die Kommission hat wenig Anlass für strafprozessuale Kritik. Wo durch die Polizei Rechtsbrüche begangen wurden oder werden sollten, war dies Gegenstand der Auseinandersetzung zwischen den Kollegen bzw. gegenüber der Staatsanwaltschaft. Nichtsdestotrotz hat sich Sonderermittler Eisner wegen versuchter Nötigung und Sachbeschädigung strafbar gemacht, wiewohl nach dem Handlungsverlauf davon auszugehen ist, dass der als Opfer in Frage kommende Reporter keine Anzeige erstatten, andernfalls die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen einstellen wird.<br /><br />Problematisch erscheinen die Frauenbilder in diesem Tatort. Während Dr. Weisz, eine schöne, intelligente Frau, als Inbegriff der selbständigen Karrieristin ein einsames Leben fristet und in Kommissar Eisner einen ebenbürtigen Partner findet, um wegen ihres Mutes und ihres Jobs geopfert zu werden, dient Klinikumsleiterin Dr. <span class="defsmall2_1B2812">Fuchsthaler als Portfolio einer </span>abhängigen, treuherzigen Ehefrau, die ihrem Mann selbst dann noch gehorcht, wenn dieser von ihr kriminelle Handlungen verlangt, fremdgeht und überdies die Scheidung eingereicht hat. Sie wird in einer zu tiefst entwürdigenden Haltung präsentiert, deren Tiefpunkt ohne Zweifel das schluchsende Eingeständnis ihrer Schuld an der Brust des sie überführenden Ermittlers ist. Beide Frauenbilder, samt der um ihren Vater und sein Glück besorgten Tochter, prägen die Szenerie, in deren Mittelpunkt Sonderermittler Eisler steht, dessen besonderer männlicher Charme der Kommission verborgen blieb, nicht ohne über dessen Auswirkung verwundert zu sein. Ein Merkmal, das sich übrigens durch fast alle Tatortfolgen mit Major Moritz Eisner, dem "<a href="http://www.daserste.de/tatort/kommissare_aktiv_dyn%7Eteam,26%7Ecm.asp">lonesome cowboy</a>", zieht (vgl. nur "<a href="http://www.welt.de/fernsehen/article884277/Die_Hoelle_das_sind_die_anderen.html">Die Hölle, das sind die anderen</a>", "<a href="http://www.tatort-fundus.de/web/index.php?id=1276">Tod aus Afrika</a>" oder "<a href="http://www.daserste.de/tatort/sendung_dyn%7Eactid,2728%7Ecm.asp">Der Teufel vom Berg</a>") .<br /><br />Nicht ohne Ironie möchte die Kommission den Autoren der Tatortfolge (Buch und Regie <span style="font-style: italic;">Thomas Roth</span>) für das in dem Werbetrailer der verunfallten Medizinstudenten zum Ausdruck kommende anschauliche Beispiel des Tatbestands von <a href="http://dejure.org/gesetze/StGB/168.html">§ 168 Abs. 1</a> (2. Alt.) StGB [beschimpfender Unfug mit dem Körper oder Teilen des Körpers eines verstorbenen Menschen -> Straferwartung: Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis drei Jahren] danken, dass noch Generationen von Jurastudierenden als Vorbild bei der Subsumtionsarbeit dienen kann.mp2http://www.blogger.com/profile/08966747169831219456noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-77007492091383272862008-04-28T07:48:00.000-07:002008-05-03T06:16:08.830-07:00Vielschichtige Handlung ohne Umweltverbund<span style="font-weight: bold;">Tatort vom Sonntag, 27.4.08:<br />Der oide Depp (Regie: <span style="font-style: italic;">Michael Gutmann</span>, BR)</span><br /><br /><span style="font-style: italic; font-weight: bold;">Sachverhalt:</span><br />Die beiden Kripobeamten im Morddezernat München Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) sind nicht begeistert, sich mit der Wiederaufnahme der Ermittlungen zu einem alten Fall herumschlagen zu müssen. Der zum Polizeipräsidenten aufstrebende Kriminaloberrat Wellisch (Christian Springer) drückt ihnen den Fall trotzdem auf und läßt mit einen Stapel verstaubter Akten auch noch einen neuen "alten" Kollegen ins Büro schieben:<br />1965 ermordet in München ein Unbekannter zwei "Edel-Prostituierte" Gertrude 'Gina' Echsner (Muriel Roth) und Johanna Wiesnet (Julia Eder) grausam. Jetzt finden Polizisten im abgeschleppten Amischlitten des gerade aus den USA zurückgesiedelten Robert 'Roy' Esslinger (Jörg Hube) zufällig die Tatwaffe. Bei diesem kaltschnäuzigen Ex-Unterwelt- und "Bordellkönig" allerdings beissen sie trotz folgenden Schwächeanfall und Herzinfarkt auf Granit.<br />Die Ermittlungen werden auch durch den unterschätzten Grantlhuber Kriminalhauptkommissar Bernhard "Opa Sirsch" (Fred Stillkrauth), der den ausgeschiedenen Kollegen Carlo ersetzen soll - vorgeblich keinen Computer bedienen kann und Alkoholiker zu sein scheint - nicht erleichtert.<br />Die Kripobeamten tauchen ein in das verblasste Münchner Rotlichtmilieu der 60er Jahre. „Roy“ war damals eine viel beachtete Halbweltgröße im Bahnhofsmilieu. Mit gescheitem Taktieren hatte er es verstanden, auch mit den Spitzen der Stadt zu kooperieren. Auch Münchens ehemaliger - inzwischen geschickt vorgeblicher dementer - Polizeipräsident Dr. Landgräber (Gerd Fitz) kann sich an ihn mehr als nur erinnern.<br />Eine Strafanzeige wegen Körperverletzung durch die beiden späteren Mordopfer wurde seinerzeit bei der Polizei nicht weiter aufgenommen und verfolgt ...<br />Zu spät stellen sich die Komissare die Frage, ob der neue Kollege so hilflos ist oder ob er nicht geschickt die Ermittlungen bestimmt? Als sich dann seine vorgefertigte Meinung bei den Kollegen nicht durchsetzt, greift dieser zur Selbstjustiz und wird selbst Opfer des damaligen Mörders.<br /><br /><span style="font-weight: bold; font-style: italic;">Bewertung:</span><br />"Der alte Depp" vom Bayrischen Rundfunk aus München ist ein größtenteils fesselnder Tatort mit den zwei Sympathieträger, den Kriminalhauptkommissaren Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl).<br />Das Experiment der ungewöhnlichen Handlungsstruktur mit Retrospektiven ist eine gute Idee des auch beim "Fall für zwei"-Detektivkrimi regieführenden Michael Gutmann - in der Tiefe aber nicht immer ganz geglückt.<br />Insbesondere bleiben die weiblichen Charaktere, vor allem die beiden ermordeten jungen Frauen, nicht weniger auch die wohl amerikanische Frau Esslinger, als Klischee ihrer selbst, im übrigen aber blaß und konturlos in der Handlung stehen.<br />Die detailgetreue Rekonstruktion der 60er von Nicholas Ofczarek ist zwar beachtlich, doch nach dem raffinierten Wechsel der Zeitebenen bietet schlußendlich die tötliche Auflösung wenig Überraschung. Durch Humor und gute schauspielerische Leistungen wird dies allerdings wett gemacht.<br />Die Kommission zeigt sich bedenklich, dass der auf Hinweis von "Opa Sirsch" schließlich bei der Staatsanwaltschaft beantragte und nicht einfach nur vollzogene Gentestvergleich von Kommissar Leitmayr so dargestellt wurde, als handle es sich dabei um einen unnötigen bürokratischen Umweg. Gerade das Beispiel dieses Tatorts hat nämlich gezeigt, wie schnell anlässlich antiamerikanischer und antikapitalistischer Vorbehalte gegen menschliche Ekelgestalten der (wohl nicht nur polizeiliche) Verdacht naheliegt, diese müssten auch die gesuchten Mörder sein.<br /><br /><span style="font-weight: bold; font-style: italic;">Rechtsverstöße:</span><br /><ul><li>Hausfriedensbruch in zwei Fällen: z.B. Eindringen und Durchsuchen der Wohnung von Opa Sirsch ohne Durchsuchungsbefehl<br /></li><li>Nötigung gegenüber Vorgesetzten (Abschlusszene, wiewohl die Kommission hier an der Zweck-Mittel-Relation am Tatbestand der Verwerflichkeit Zweifel hatte)<br /></li><li>Ungerechtfertigte Benutzung des Blaulichts<b>; </b>StVO §35 (Sonderrechte) und § 38 (Wegerechte)</li></ul><span style="font-style: italic;"><span style="font-weight: bold;">Umweltbewußtseinsstörungen:<br /></span></span><ul><li>Fahren mit nicht den (EU-) Umweltrichtlinien und Abgasnormen entsprechenden Fahrzeugs durch den Freistaat Bayern.<br /></li><li>Auschließliche Benutzung des MIVs (Motorisierter IndividualVerkehr) zur Ermittlungstätigkeit und - wie immer beim Tatort - völlige Missachtung der öffentlichen Verkehrsmittel im Umweltverbund.</li></ul>Rexhttp://www.blogger.com/profile/13757054309181294174noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-10605056174443736582008-04-21T11:14:00.001-07:002008-04-21T11:14:51.712-07:00Das Kettensägenmascara – Eifersucht, Vorteilsnahme und radioaktiver Biomüll in Köln<span style="font-weight: bold;">Tatort vom Sonntag, 20.04.2008:<br />Müll (Regie: </span><span style="font-weight: bold; font-style: italic;">Kaspar Heidelbach</span>, <span style="font-weight: bold;">WDR)</span><br /><br /><span style="font-weight: bold;"><span style="font-style: italic;">Sachverhalt:<br /></span></span>»Verstümmelte Frauenleiche nach Feuer auf Müllkippe gefunden«, titelt die Sensationspresse und setzt Staatsanwalt von Prinz unter Handlungsdruck: Doch die Spurensuche der Kölner Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) stockt. Nach dem Brand ist die Leiche nicht mehr identifizierbar, Arme, Beine und Kopf der Toten wurden abgetrennt und sind unauffindbar.<br />Zeugen sind nicht in Sicht. Weder Peter Esser, der Geschäftsführer der kleinen Entsorgungsfirma, auf deren Gelände der verkohlte Körper gefunden wurde, noch der jungen Gärtnerin Kaja Krumme (Elena Uhling), die den Brand in den frühen Morgenstunden bei der Feuerwehr gemeldet hatte, ist etwas Verdächtiges aufgefallen. Nur der eigenbrötlerische Müllsammler Willy (Hans Diehl) aus Ballaufs Nachbarschaft weiß, dass es auf dem Recycling-Hof vor zwei Jahren bereits öfter gebrannt hat.<br />Von der Müllmafia ist die Rede, die gezielt kleinere Recycling-Unternehmen unter Druck setzt. Die Kommissare wollen Essers Sekretärin befragen. Doch die ist unauffindbar. Schnell rückt der Müllskandal in den Blickwinkel, denn Esser selbst wurde noch vor wenigen Jahren von Müllgiganten erpresst, die seinen Recyclinghof übernehmen wollten. Die Sekretärin, Frau Bubenheim, sollte dazu vor Gericht aussagen und war nicht erschienen - ihre Wohnung ist ordentlich und verlassen. Nur die Nachbarin will am Vorabend ihres Verschwindens einen Streit mit Esser in deren Wohnung wahrgenommen haben.<br />Der Verdacht fällt auf Esser, zwar gibt es weder Anhaltspunkte, dass es sich bei der Toten wirklich um die vermisste Sekretärin handelt noch dafür, warum Esser eine gerichtliche Aussage seiner Sekretärin verhindern wollte. War er doch selbst Opfer der Erpressung. Allerdings finden die Ermittler Hinweise, dass damals die Erpressung Essers just mit einer Anzeige aufhörte, in deren Zusammenhang der Anwalt Essers, Dr. Adam, der Staatsanwaltschaft einen Ordner mit Belastungsmaterial gegen die »Müllmafia« übergeben wollte.Zu einer Übergabe des Beweismaterials kam es jedoch nicht, statt dessen hörten nicht nur die Brandstiftungen auf Essers Recyclinghof auf, sondern wurde auch eine beträchtliche Summe Geldes auf dessen Konto überwiesen. Hat Esser die Erpresser am Ende selbst erpresst und wollte er deswegen die Aussage seiner Sekretärin verhindern?<br />Die Ermittler setzen ihn fest und verhören ihn in Anwesenheit seines Anwalts Dr. Adam. Dieser verbietet seinem Mandanten aber jede Aussage, der wiederum beteuert, die Erpressung habe nichts mit dem verbrannten Leichnam zu tun. Trotz geringen Tatverdachts bleibt Esser in Untersuchungshaft.<br />Inzwischen meldet der Gärtnersjunge Dennis Weber (Frederick Lau), dessen Vater Frank Weber (Wotan Wilke Möhring) mit der jungen Gärtnerin Kaja Krumme neu leiert ist, seine Mutter als vermisst. Die Polizei unternimmt einen DNA-Test bei der Toten und vergleicht ihn mit Haarproben, die von der vermissten Frau Weber stammen sollen. Der Test bleibt jedoch ohne Übereinstimmung. Auch ein weiterer Vergleich mit DNA-Proben der Sekretärin Bubenheim bleibt ergebnislos. Esser muss aus der Haft entlassen werden.<br />Als Kommissar Ballauf den Anwalt Essers in dessen Büro zu weiteren Ermittlungen aufsuchen will, stellt er fest, dass dieser nicht nur eine Kanzlei betreibt, sondern auch eine Recyclingfirma, die sich auf den Handel mit Müll spezialisiert hat. Der Verdacht liegt nahe, dass Dr. Adam am Erpressungsversuch Essers kräftig mitverdient hat.<br />Unterdessen stellt die Gerichtsmedizin radioaktive Strahlung am Leichnam der unbekannten Toten fest. Offenbar war sie nach ihrem Tot mit kontaminiertem Müll in Kontakt gekommen. Das Dezernat für organisierte Wirtschaftskriminalität schaltet sich ein auf der Suche nach schweren Umweltdelikten. Bei der Durchsuchung von Essers Recyclinghof findet die Polizei radioaktiv verseuchten Schlamm, der als Bio-Müll deklariert war und einen Finger der Toten. Als Müllsammler Willy dann auch noch einen Ring der Toten ans Licht bringt, wird das Geheimnis um die Identität der Toten gelüftet. Nicht Frau Bubenheimer ist das Opfer und Esser nicht der Mörder, er schickte seine Sekretärin aus Furcht vor der Müllmafia und Sorge um ihre Leben auf eine spanische Insel. Er hatte auch seine Firma nur noch zum Schein aufrecht erhalten, um so den illegalen Giftmüll im Auftrag seines Anwalts zu entsorgen.<br />Die Tote ist tatsächlich die vermisste Mutter des schicksalgezeichnet dreinblickenden Dennis. Die junge, besitzergreifende Geliebte von Frank Weber, Kaja Krumme, hatte die unliebsame Nebenbuhlerin (möglicherweise) in Notwehr erschlagen und ihr in Verdeckungsabsicht mit der Kettensäge die Gliedmaßen und den Kopf abgetrennt, bevor sie den Rest der Leiche auf dem Recyclinghof zu entsorgen versuchte, nachdem ein Verbrennungsversuch gescheitert war. Unter den frisch gesetzten Bäumen der Gärtnerei finden sich denn auch die restlichen Gliedmaßen der Toten. »Du hast doch auch immer gesagt, dass sie verschwinden muss!«, raunt sie ihrem Liebsten bei der Verhaftung zu und dieser guckt nur genauso hilflos dämlich wie im Rest des Films.<br /><br /><span style="font-weight: bold;"><span style="font-style: italic;">Bewertung:<br /></span></span>"Der neue Kölner Tatort ist ein Männerfilm. Wo man hinsieht: kauzige, spießige, aufgeblasene, waidwunde Männer. Ein Panoptikum der Neurosen und Charakterschwächen stellen Achim Scholz (Buch) und Kaspar Heidelbach (Regie) aus. Der Titel dieser Folge, <em>Müll</em>, kann demnach auch auf diese hintergründige Ebene des Krimis bezogen werden. »Viel seelischer Unrat wartet auf seine Entsorgung.«" So der Kommentar von Stefan Fischer in der <a href="http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/699/170202/">Süddeutschen Zeitung</a>. Die Kommission kann sich dem nur anschließen, wiewohl nicht ohne ein "ja aber": Ein Männertatort mag es gewesen sein, dafür kommt er jedoch auch nicht ohne die größte Angst des männlichen Geschlechts aus. So wir Freud trauen dürfen, ist das die Kastrationsangst. Schade nur, dass es mal wieder keinen Mann getroffen hat, sondern nur die lästige Nebenbuhlerin, ein Szenario, dass denn auch dem Mann wieder gefallen kann.<br />Dennoch unterstreicht die Kommission den – wenn auch makaberen – Fortschritt, der darin zum Ausdruck kommt, dass Frauen durchaus als gleichberechtigte <em>Täter</em> in Betracht kommen, wenn es um schwere Verbrechen oder schwierig zu bewerkstelligende Verdeckungstechniken geht. Mal eben mit der Kettensäge eine Leiche beseitigen, am Tage ein paar Bäume pflanzen und den Stadtpark begrünen, am Abend dann die Steuererklärung vorbereiten, während der geliebte Mann nur treu-doof zuschaut, das ist ein Frauenbild, das mit alten Stereotypen aufräumt. Es ist gar nicht lange her, da kamen Frauen nur als mittelbare <em>Täter</em> oder als Anstifterinnen kräftiger Männer im TV-Krimi vor. Handelten sie selbst, war meist Gift im Spiel oder ein handlicher Damenrevolver. Das Motiv bleibt indes diesem Klischee einigermaßen treu.<br />Weiterer Kritikpunkt ist die Sorglosigkeit, mit der Nebenrollen ohne Wiederbelebungsversuche geopfert werden. Konkret wurde der Müllsammler Willy von Kaja mit einem Elektroschocker getastet, so dass dieser einen langsamen Herzinfakt erleidet und in den Armen von Kommissar Ballauf krepiert. Anstatt ihn aber mit einer Herzdruckmassage wiederzubeleben, eine Maßnahme, die jede/r Autorfahrer/in beherrschen muss, kommt auch hier wieder nur die Großaufnahme eines betreten dreinguckenden Gesichtsausdrucks in die Kamera. Dabei ist es so wichtig, in entsprechenden Situationen sofort und ohne falsche Scheu zu reagieren. Wie immer gilt auch hier: Nur wer nichts tut, macht etwas falsch! -- Für einen Polizisten in Garantenstellung wird bei unterlassenen Hilfemaßnahmen aus einer unterlassenen Hilfeleistung nach dem Strafgesetzbuch schnell ein Totschlag durch Unterlassen, wenn die Herzdruckmassage zur Rettung von Willy geführt hätte.<br />Darüber hinaus irritiert die Darstellung des korrupten Anwalts Adam. Problematisch ist dabei nicht so sehr, dass er als Strafverteidiger die typische Anwaltsrolle als Spielverderber schneller Ermittlungserfolge einnimmt oder als menschliches Arschloch an illegalen Müllverschiebungen mitverdient, kritisiert wird vielmehr das so erzeugte Bild, wonach anwaltliche Tätigkeit und Firmenchefsein eine Selbstverständlichkeit sind. Tatsächlich aber ist die Advokatur ein freier Beruf und die Nebentätigkeit von AnwältInnen stark begrenzt. Die Anwaltskammer achtet auch penibel darauf, dass ein Interessenkonflikt zwischen der Mandantenverteidigung und eigenen wirtschaftlichen Interessen – wie er hier dargestellt wurde – nicht schon institutionell bestehen. Das Bild des korrupten Anwalts mag nicht lebensfern sein, aber so stimmt es nicht.<br />Insgesamt hält sich jedoch die Darstellung polizeilichen Verhaltens weitgehend im Rahmen der Rechtsordnung. Wo Grauzonen der Rechtmäßigkeit existieren, werden sie als solche thematisiert (z.B. die Frage, ob ein dringender Tatverdacht die Untersuchungshaft von Esser rechtfertigt). Allerdings stellte die Kommission mehrere schwere Verstöße gegen Ermittlungsgrundsätze fest:<br /><ul><li>das Einschleichen bei Willy unter Vorgabe rein »platonischen Interesses« für dessen Motorrad-Fabel und dessen amtliche Befragung ohne vorherige Belehrung,</li><li>die Vernehmung des Zeugen Dennis Weber ohne elterliche Zustimmung (<em>umstritten!</em>).<br /></li></ul>mp2http://www.blogger.com/profile/08966747169831219456noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-42037451396290648302008-04-21T07:39:00.000-07:002008-05-02T11:52:54.691-07:00ERSTE HILFE für Öffentlich-Rechtliche: 1. Hilfe immer sofort leisten, ohne und gerade in Anstalten!<span style="font-weight: bold;">Wichtigste Notregel der lebensrettenden Sofortmaßnahmen: </span><br /><br />Sollte ein Lebewesen keine Atmung bzw. Puls haben, nicht heulen oder schreien sondern:<br />Notruf 112 absetzen, Atemwege (Mund, Nase) kontrollieren, neben den Brustkorb knien und sofort <strong>Herzdruckmassage</strong> mit <strong>beiden gestreckten Armen (Hände übereinander)</strong> auf unteres Drittel des Brustbeins mit eigenen Körpergewicht beginnen:<br /><strong>1 1/2 Mal pro Sekunde</strong> bis zum Eintreffen der Rettungskräfte ununterbrochen durchalten!<br /><strong>Wer zu zweit ist: Beatmung</strong>:<br />je <strong>30 × Drücken (3 Mal pro Minute!) 2 kräftige Beatmungen (je 1 Sekunde)</strong> durch freie Nase oder Mund durchführen.<br /><br />Die Herzdruckmassage führt selten zur <em>"Wiederbelebung</em>" (dann stabile Seitenlage), sondern hat vornehmlich die Aufrechterhaltung des Blut- und Luftkreislaufes (Imitation des Herzschlages/Lungenatmung und damit Sauerstoffversorgung des Gehirns und lebenswichtiger Organe) bis zur Wiederherstellung des natürlichen Herzschlages/Atmung durch den Notarzt/Rettungssanitäter mit Debrillator und/oder Medikamten zum Ziel.<br /><br />Weitere lebenswichtige Hinweise zur 1. HILFE: <a href="http://www.drk-mobilservice.de/erstehilfe">http://www.drk-mobilservice.de/erstehilfe !</a><br /><br /><span style="font-style: italic;"><span style="font-size:100%;"><span style="font-weight: bold;">Rechtliche Bewertung: </span></span><br /></span><span style="font-weight: bold; font-style: italic;"><br /><span style="font-size:78%;">Strafgesetzbuch - Besonderer Teil (§§ 80 - 358, 28. Abschnitt)</span></span><span style="font-weight: bold; font-style: italic;font-size:78%;" > - Gemeingefährliche Straftaten (§§ 306 - 323c) </span><br /><span style="font-style: italic;">§ 323c : Unterlassene Hilfeleistung</span><br /><br /><span style="font-style: italic;">Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, </span><span style="font-style: italic;">obwohl dies erforderlich und ...</span><span style="font-style: italic;"> ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten </span><span style="font-style: italic;">möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.<br /></span><span style="font-style: italic;"><br /></span><span style="font-style: italic;font-size:85%;" >Weitere Hinweise: <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Rechtliche_Aspekte_bei_Hilfeleistung">http://de.wikipedia.org/wiki/Rechtliche_Aspekte_bei_Hilfeleistung</a></span><br /><br />Es muß scharf kritisiert werden, daß in öffentlich-rechtlichen Krimis sehr selten überhaupt oder fachgerechte Erste Hilfe geleistet wird.<br /><br />Unterlassene Hilfeleistung verstößt nicht nur gegen das Gebot der Menschlichkeit, sondern auch gegen Strafgesetze! Polizeibeamtinnen und Beamte stehen nämlich als Amtsträger in einer „Garantenstellung“ gegenüber den Bürger/innen, deren Schutz sie dienen sollen. Daher trifft sie eine besondere Verantwortung für deren Schutz, die auch mit der Überwachung von Gefahrenquellen verbunden sein kann (vgl. § 13 StGB). Wer den erhöhten Pflichten seiner Garantenstellung, die er Schutzbedürftigen Personen oder rechtlich geschützten Interessen gegenüber wahrzunehmen hat, nioht nachkommt, begeht u.U. ein unechtes Unterlassungsdelikt. Sie sind dann genauso strafbar, wie wenn sie den Schaden durch eigenes (positives) Tun selbst herbeigeführt hätten. Im Falle unterlassener Hilfeleistung durch z.B. Polizeibeamte oder sonstige zur Hilfeleistung amtlich Verpflichtete wird daraus dann z.B. eine Körperverletzung (§ 223 StGB) oder gar Totschlag (§ 212 StGB) bzw. im Falle fahrlässigen Handelns §§ 229 bzw. 222 StGB; von weiteren disziplinarischen Konsequenzen abgesehen!<br /><br />Es wäre wahrlich eine leichte aufklärerische "Hilfe", wenn den ZuschauerInnen diese lebensrettende, leichte und selbstverständliche Hilfe im entsprechenden Krimi-Notfall in der Prime-Time der Öffentlich-Rechltichen Sendeanstalten gezeigt werden würde!Rexhttp://www.blogger.com/profile/13757054309181294174noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-7930849700704831064.post-71809124909731090642008-04-14T02:40:00.001-07:002008-04-28T07:48:05.498-07:00Geschlossene Gesellschaft Polizei – Normalisierung des Ausnahmezustands oder Aufklärung über Polizeirealität?<span style="font-weight: bold;">Polizeiruf 110 vom Sonntag, 13.04.2008:<br />Wie ist die Welt so stille (Regie: </span><span style="font-weight: bold; font-style: italic;">Alain Gsponer</span>, <span style="font-weight: bold;">BR)</span><br /><br /><span style="font-weight: bold;"><span style="font-style: italic;">Sachverhalt:</span></span><br />Am Ortsrand von München wurden das Ehepaar Lilly und Werner Harms sowie ihr 26-jähriger Sohn Holger nachts in ihrem Einfamilienhaus grausam erschlagen. Der Mörder hat ein Schlachtfeld hinterlassen.<br /><br />Am Tatort sind die beiden Kriminalhauptkommissare Jürgen Tauber (Edgar Selge) und Jo Obermaier (Michaela May) entsetzt über die Brutalität, mit der die Familie regelrecht hingerichtet wurde. Die 20-jährige Tochter Maren hat die Mordnacht nur deshalb überlebt, weil sie zur Tatzeit zufällig bei einer Freundin übernachtete. Sie erleidet einen Schock, als sie am Morgen ins Elternhaus zurückkehrt. Tauber verspricht der verzweifelten Tochter Maren (Naja Bobyleva), den Fall so rasch wie möglich aufzuklären und bittet ihren Verlobten, Thomas Rösch (David Rott), sich verstärkt um Maren zu kümmern. Tauber hat Sorge, dass sie möglicherweise in Lebensgefahr schwebt, solange der Täter nicht gefasst ist.<br /><br />Sowohl Maren Harms als auch die Presse und Staatsanwalt Voss setzen die Kommissare fortan unter Druck. Aber schon nach den ersten Verhören muss sich Tauber eingestehen, dass er das Versprechen, das er Maren gab, nicht so zügig wie erhofft einlösen kann: Der Kreis der möglichen Täter ist zwar groß, doch letztlich können er und Kollegin Obermaier keinem und keiner der Verdächtigen etwas nachweisen. Damit steigt der Druck auf die Kommissare und ihre Ermittlungsmethoden werden härter. Kommissar Tauber gehen die Bilder der blutüberströmten, misshandelten Leichen vom Tatort nicht aus dem Kopf; er kann sie nicht mehr sehen, sie verfolgen ihn selbst noch in seinen Träumen. Was als Ermittlungseifer begann, wendet sich bald in Angst vor den eigenen Träumen, Schlaflosigkeit und Besessenheit. Erst wenn er »das Schwein geschnappt hat, dass das angerichtet hat«, wird er schlafen können. Um sich wachzuhalten, stürzt Tauber einen Koffeindrink nach dem anderen hinab. Kaum noch Herr seiner selbst, überschreitet Tauber dabei nicht nur seine eigenen Grenzen, sondern auch die Grenzen der Legalität: KollegInnen beschimpft, Zeugen werden körperlich bedroht und misshandelt, falsche Fährten gesetzt und die Verbreitung höchstpersönlicher Initimität im Freundeskreis eines Verdächtigen, dem Freund des ermordeten Sohns der Familie Harms, führt zu dessen sozialer Isolation und schließlich Selbstmord.<br />Kommissarin Jo Obermaier beobachtet das Verhalten ihres Partners mit wachsender Besorgnis. Nicht unwidersprochen nimmt sie dessen Alleingänge hin, empfiehlt sogar dem leitenden Staatsanwalt den Rückzug Taubers von den Ermittlungen. Dieser hat jedoch einen so hohen Erwartungsdruck aufgestellt, dass er zwar betont, das Verhalten des Kommissars würde zwar »unter normalen Bedingungen«zu dessen Abzug führen, aber angesichts des Personalmangels sollten sich die beiden Polizisten »gefälligst zusammenreißen«. Ein Rechtfertigungsgrund für die bereits begangenen Rechtsverletzungen und Straftaten im Amt, liefert der Staatsanwalt gleich mit: Tauber sei von dem – ausgemärgelten und alkoholsüchtigen, körperlich schlaffen – Zeugen angegriffen worden und hätte sich nur verteidigt. Nach dem Selbstmord des Hauptverdächtigen, bricht Tauber schließlich zusammen und wird auf Kur geschickt. Der Fall wird zu den Akten gelegt.<br /><br />Erst viel später, beim herbstlichen Pflügen eines Ackers, entdeckt ein Bauer die Tatwaffe – einen Baseballschläger, und an ihm haften noch immer die DNA-Spuren des Mörders. Die DNA führt die neu aufgelebte Sonderkommission zum schnöseligen Verlobten der Überlebenden. Diesem wird jedoch von einer anderen Geliebten ein Alibi gegeben, die mit ihm die Mordnacht im Bett verbracht haben will. Da den Ermittlern, samt des aus der Kur zurückgekehrten Tauber, der DNA-Beweis als Indiz für eine Verurteilung nicht genügt, laden sie Rösch und dessen junge Geliebte zum Parallelverhör. Um die Geliebte zum Sprechen zu bringen, verleiten sie Rösch zu der Aussage, der Sex mit Maren Harms sei viel besser und die Geliebte nur so ein Zeitvertreib nebenher. Diese Aussage wird life in das Vernehmungszimmer der jungen Frau übertragen, wo diese unter Tränen einräumt, dass sie beim Erwachen in der Mordnacht festgestellt habe, dass Rösch nicht mehr im Bett sei. Als er später wiederkam, sei er kalt gewesen. Auch diese Aussage wird life über Lautsprecher in das Vernehmungszimmer von Rösch übertragen, wo Tauber zum letzten Schlag ausholt und ihn an seiner Eitelkeit packt. Er gesteht die Tat.<br />Tauber berichtet Maren Harms, die ungläubig über eine mögliche Verstrickung ihres Freundes in dessen Büro das Ende der Vernehmung abgewartet hat, von dem Geständnis. Worauf sich diese einen als Aservat beschlagnahmten Baseballschläger nimmt und Rösch erschlägt.<br />Quelle: <a href="http://www.daserste.de/polruf/sendung.asp?datum=13.04.2008">ard.de</a><br /><br /><span style="font-weight: bold;"><span style="font-style: italic;">Bewertung:</span></span><br />Dem jungen Regisseur <span style="font-style: italic;">Alain Gsponer</span> ist als Debütkrimi ein bemerkenswert befremdlicher und zugleich auswegloser <span style="font-style: italic;">Polizeiruf 110</span> gelungen. »Selten hat ein TV-Krimi die Polizeiarbeit so gut dargestellt.«, schreibt die Süddeutsch Zeitung und wir fragen uns, woher kennt die Süddeutsche Zeitung deutsche Polizeiarbeit? Dennoch honoriert die Kommission die außergewöhnliche Direktheit mit der Themen wie Polizeigewalt, Zeugenkriminalisierung, gesellschaftliche Ausschlusswirkung, Homophobie und medialer Druck auf die ErmittlerInnen hier inszeniert wurden. Außergewöhnlich klar erfolgte auch die Benennung diverser Tabubrüche als Rechtsverletzung, ja sogar Folter. Undzwar nicht durch irgendeinen Verdächtigen oder dessen Verteidiger, sondern durch die Kollegin selbst, die sogar remonstriert. Dass diese Remonstration ohne Erfolg blieb, dass der leitende Staatsanwalt die Rechtsverletzungen nicht nur hinnahm, sondern auch vertuschte, mag konsequent sein. Ging doch der Ermittlungsdruck und die unreflektierte Hexenjagd gegen den Hauptverdächtigen vor allem von ihm aus. Die Kommission fragt sich jedoch, ob es bei einer bloßen Darstellung der Polizeiarbeit als menschenrechtswidrig und menschenunwürdig - und zwar sowohl für die Opfer von Polizeiarbeit wie für die PolizeibeamtInnen selbst – als Aufklärung genügen kann. Der Film weist keine Perspektive auf, er ist reiner Fatalismus. Tauber tut, was von ihm erwartet wird, zerbricht daran und geht in Kur. Dort reflektiert er zwar über die Unmöglichkeit von Polizeiarbeit, doch erscheint auch das wie reinster Selbstschutz. Wer eine unmögliche Aufgabe zu erledigen hat, kann eben nichts richtig tun. Persönliche Konsequenzen, die zu einer Selbstkorrektur des Apparats Polizei und/oder Justiz führen könnten, gibt es nicht. Weder gibt es ein Echo der Medien über die <em>unmögliche</em> Polizeiarbeit noch dienstrechtliche Konsequenzen. Der Zuschauer leidet nur mit dem Leid der Ermittler, der Ausweglosigkeit der Situation, die sich mit jedem Fehltritt der Polizisten nur noch tiefere Wunden und immer größere Betroffenheit, nur noch mehr Mitleid erzeugt. Schließlich sind es nicht die menschliche Fähigkeiten, die zur Lösung des Verbrechens führen, sondern Kommissar Zufall und die Technik (hier: DNA-Test). Es bleibt den Menschen überlassen, durch schmutzige Tricks, der Wahrheit zum Siege zu verhelfen und den zurückgelassenen Opfern ihrem <em>unmöglichen</em> Schicksal zu überlassen. Ein Versagen auf ganzer Linie.<br /><br />Die Kommission gibt zu bedenken, dass diese mutige und wichtige Thematisierung von Polizeiarbeit den Zuschauern zwar einen Einblick in die geschlossene Gesellschaft der Justiz zu geben vermag und damit auch einen wichtigen Beitrag zur Demokratisierung und Kontrolle von Polizeiarbeit leistet. In der dargestellten Weise gelingt es jedoch nicht, eine wirkliche Debatte über Legitimität, Sollen und Können von polizeilicher Ermittlungstätigkeit als innerer Widerstand gegen die <em>Unmöglichkeit</em> dieses System bei den Zuschauern zu erzeugen. Die Konsequenzlosigkeit bei amtlicher Rechtspflichtverletzung, die Selbstverständlichkeit, mit der polizeiliche Gesetzesübertretung unter den Teppich gekehrt wird und die Lösung: »Wer so abscheuliches tut, dem muss gleiches wiederfahren!«, sorgen eher dafür, dass der Zuschauer sich damit abfindet. Wenn dieses fortgesetzte Unrecht wirklich Polizeiarbeit sein soll, dann muss mensch sich wohl damit abfinden, dass, wer Täter finden will, auch Opfer hinnehmen muss.<br /><br />Nicht nur die Kommission weiß, dass dies weder der Polizeiarbeit in Deutschland gerecht wird noch für die Aufklärung der Zuschauer, was immer auch Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sein muss, geeignet sein kann. Lösungswege gibt es immer und der Mensch <em>kann</em> sich entscheiden. Dies zu thematisieren, notfalls auch gegen die Sympathieträger, wäre mit Blick auf die Quoten vielleicht noch mutiger gewesen, geboten wäre es allemal.<br /><br /><span style="font-weight: bold;"><span style="font-style: italic;">Strafbarkeit der Beteiligten:</span></span><br />- dauernde Vernehmung von Verdächtigen ohne Belehrung<br />- verbotene Vernehmungsmethoden<br />- Nötigung im Amt<br />- Körperverletzung im Amt<br />- Strafvereitelung im Amt<br />- uneidliche Falschaussage<br />- Verstoß gegen Dienstvorschriften<br />- Verstoß gegen Datenschutzbestimmungen / Informationelle Selbstbestimmung<br /><br /><span style="font-weight: bold;"><span style="font-style: italic;">Sonstiges:</span></span><br />- Verstoß gegen gesunden Menschenverstand und Tarifvertragsbestimmungenmp2http://www.blogger.com/profile/08966747169831219456noreply@blogger.com2