Sachverhalt:
Die Kommissare Ritter (Dominic Raacke) und Stark (Boris Aljinovic) haben len Grund zum Feiern, denn sie ertragen sich nun schon mit Jubiläumsreife. Die von Ritter zu diesem Zweck eigens besorgte Flasche Champagner soll über den Dächern Berlins niedergemacht werden. Alkohol in der Dienstzeit? Das kann ins Auge gehen - tut es auch, jedenfalls für Starke, dessen Auge dem Champagner-Korken auf dessen Weg aus dem engen Flaschenhals ins Universum in die Queere kommt. Zum Glück ist die Charité nicht all zu weit entfernt und das blaue Auge wird schnell zum "Dienstunfall mit einem Champagner-Korken". Doch es bleibt keine Zeit zur Erholung, schon ruft wieder ein Leiche:Als Ritter und Stark herausfinden, dass die Ermordete eine heimliche Liebesbeziehung mit Tim Nicolai (Justus von Dohnányi), dem Verlobten von Mareike Andresen und Leiter von "Phydra", hatte, gerät auch dieser unter Verdacht. Drohte Katja Manteuffel gegenüber Tim Nicolai damit, seiner Verlobten von dem Verhältnis zu erzählen? Es hätte Nicolais Entlassung aus der Firma bedeutet, denn der Vorstandsvorsitzende der Cornea AG ist Mareikes Vater Manfred Andresen (Jörg Gudzuhn).
Doch damit nicht genug: Von der attraktiven Referentin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Judith Wenger (Gesine Cukrowski) erfährt Ritter, dass das Bundesministerium "Phydra" maßgeblich finanziert. Immer klarer wird, dass der Schlüssel zur Aufklärung im Beziehungsdickicht von Forschung und Wirtschaft verborgen liegt, in dem Profitdenken und knallharte Konkurrenz herrschen. Ritter und Stark müssen ein Geflecht aus Lügen entwirren und stehen am Ende vor einer verblüffenden Lösung.
(den Trailer gibts hier >>)
Bewertung:
Amysant und unterhaltsam, wie das quirrlige Kommissarenduo in Berlin ermittelt, wird ein gleichermaßen spannendes wie brisantes Thema der Verquickung von (öffentlich-rechtlicher, von Steuergeldern finanzierter) Wissenschaft und (gewinnorientierter) Privatwirtschaft problematisiert. Die üblichen Akteure: Universitäten, Wirtschaftskonzerne, Organe der Staatsaufsicht und ihre AkteurInnen - alle kommen sie vor. Und doch schaben die kriminalistischen Ermittlungen nur an der Oberkante, die nach Exzessen sucht, nach individuellen Einzeltätern, welche die Grenzen der Gemeinverträglichkeit übertreten und die große Legende von der "Suche nach Wahrheit und Wissen für ein besseres Leben" nur noch vor sich hertragen, um ihre persönliche Gier zu übertünchen. Das System enger Verzahnung und Abhängigkeit von Wissenschaft und Wirtschaft aber, bleibt unhinterfragt, muss es vielleicht auch bleiben. Dabei lohnt die Frage, wann eine bestimmte Forschung die heiligen Hallen der Universität verlässt, um privatwirtschaftlich oder militärisch weiterbeforscht zu werden - jenseits der Öffentlichkeit und mit anderen Zielen als denen der Wahrheitsstiftung.
Hier soll nicht bezweifelt werden, dass vielfach wichtige Forschungsergebnisse nur dadurch zum Nutzen der Menschheit bzw. in diesem Fall des/der einzelnen Patient/in wurden, dass eine (private) Firma aus der Erkenntnis ein heilendes Anwendungsprodukt hergestellt hat oder dass wichtige Forschungsprojekte an den öffentlichen Forschungseinrichtungen nur durch privatwirtschaftliche Spenden und/oder Public-Privat-Partnerships möglich geworden sind. Es soll aber gefragt werden, warum das so ist?! Der Tatort gibt dafür einen guten Einstieg; freilich gilt es die Rolle der Akteur/innen im System zu hinterfragen, die Zusammenhänge der Institutionen (universitäre Wissenschaft - Staatsaufsicht und -lenkung - Wirtschaft) in ihrer jeweils systemimmanenten Rolle innerhalb einer kapitalistisch funktionierenden Marktwirtschaft zu betrachten. Dabei dürfte eine Rolle spielen, dass sich der Staat aus der Finanzierung von Grundlagenforschung immer mehr heraushält und seinerseits wirtschaftlichen Imperativen folgt. Dadurch bleibt der Wissenschaft kein Schutzraum für eigene Fragestellungen. Mit der Implementation des Wettbewerbs als Lenkungsprinzip der Hochschulorganisation und -finanzierung, wie es der Exzellenzwettbewerb und die Suche/Sehnsucht nach Eliteuniversitäten in Deutschland so anschaulich macht, gehen den Universitäten die eigenen Gründungsmythen verloren. So wirken sie selbst an ihrem Umbau zu bloßen Berufsausbildungseinrichtungen einerseits und zu abhängigen Forschunsinstituten andererseits mit, die der Privatwirtschaft als Abschreibungsmöglichkeit eigener Investitionen ebenso dienlich sind, wie für die Erarbeitung von unwirtschaftlichen Teilprojekten mit staatlichen Mitteln, deren wirtschaftliche Nutzung wiederum der Privatwirtschaft anheimfällt. Wer wollte es ihr nicht gönnen - könnte man einwenden. Schlimm ist dabei nur, dass die mit Steuergeldern finanzierten Fortschritte der Gesundheitsindustrie schließlich vom Verbraucher wieder teuer bezahlt werden müssen.
Das alles in einem Tatort? Unmöglich! Klar, aber - auch das könnte ein Anspruch öffentlich-rechtlichen Fernsehens sein - wenigstens andeuten, dass die Welt komplexer ist, als nur die Summe der Charakterrollen eines Kriminalfalls, dürfte zu erwarten sein. Immerhin lobt die Kommission ausdrücklich die in dieser Hinsicht nicht unüberhörbaren Anspielungen und Wertungen der Kommissare, die auch das Bild wiedergeben, das in der Gesellschaft von Wissenschaft existiert. Um so amysanter für eine an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) agierende Kommission ist es dann zu sehen, wie die Innenaufnahmen der korrupten Chipfirma Cornea AG aus dem HU-Institutsgebäude der Physik in Adlershof stammen. Jenem Standort der Humboldt-Universität, der sich dafür rühmt, dass Universitäts- und privatwirtschaftliche Forschung hier eng zusammen arbeiten (>>).
Zum Verhalten der Kommissare lässt sich abschließend nur anmerken, dass die Behandlung von Verletzungen, die durch Champagner-Korken hervorgerufen werden, nur dann einen Betriebsunfall darstellen, wenn es sich beim Verzehr des Getränks um eine dienstliche Handlung handelt, also z.B. ihm Rahmen eines Empfangs für den neuen Abteilungschef während der Dienstzeit etc. Im vorliegenden Fall ist der Vorgang jedoch eher als Versicherungsbetrug im Amt zu bewerten. Dass darüberhinaus Kommissar Ritter in fast jeder Folge eine Affaire mit Zeuginnen und/oder Verdächtigen unterhält, mag ein vom Drehbuch als tragisch inszenierter Moment in Ritters Persönlichkeit sein. Dieser Umstand mutet aber doch reichlich unprofessionell für Polizeiarbeit an und zeigt nur, wie wenig Leben und Realitätswahrnehmung manchen BeamtInnen außerhalb ihres Dienstes bleibt.
Hier soll nicht bezweifelt werden, dass vielfach wichtige Forschungsergebnisse nur dadurch zum Nutzen der Menschheit bzw. in diesem Fall des/der einzelnen Patient/in wurden, dass eine (private) Firma aus der Erkenntnis ein heilendes Anwendungsprodukt hergestellt hat oder dass wichtige Forschungsprojekte an den öffentlichen Forschungseinrichtungen nur durch privatwirtschaftliche Spenden und/oder Public-Privat-Partnerships möglich geworden sind. Es soll aber gefragt werden, warum das so ist?! Der Tatort gibt dafür einen guten Einstieg; freilich gilt es die Rolle der Akteur/innen im System zu hinterfragen, die Zusammenhänge der Institutionen (universitäre Wissenschaft - Staatsaufsicht und -lenkung - Wirtschaft) in ihrer jeweils systemimmanenten Rolle innerhalb einer kapitalistisch funktionierenden Marktwirtschaft zu betrachten. Dabei dürfte eine Rolle spielen, dass sich der Staat aus der Finanzierung von Grundlagenforschung immer mehr heraushält und seinerseits wirtschaftlichen Imperativen folgt. Dadurch bleibt der Wissenschaft kein Schutzraum für eigene Fragestellungen. Mit der Implementation des Wettbewerbs als Lenkungsprinzip der Hochschulorganisation und -finanzierung, wie es der Exzellenzwettbewerb und die Suche/Sehnsucht nach Eliteuniversitäten in Deutschland so anschaulich macht, gehen den Universitäten die eigenen Gründungsmythen verloren. So wirken sie selbst an ihrem Umbau zu bloßen Berufsausbildungseinrichtungen einerseits und zu abhängigen Forschunsinstituten andererseits mit, die der Privatwirtschaft als Abschreibungsmöglichkeit eigener Investitionen ebenso dienlich sind, wie für die Erarbeitung von unwirtschaftlichen Teilprojekten mit staatlichen Mitteln, deren wirtschaftliche Nutzung wiederum der Privatwirtschaft anheimfällt. Wer wollte es ihr nicht gönnen - könnte man einwenden. Schlimm ist dabei nur, dass die mit Steuergeldern finanzierten Fortschritte der Gesundheitsindustrie schließlich vom Verbraucher wieder teuer bezahlt werden müssen.
Das alles in einem Tatort? Unmöglich! Klar, aber - auch das könnte ein Anspruch öffentlich-rechtlichen Fernsehens sein - wenigstens andeuten, dass die Welt komplexer ist, als nur die Summe der Charakterrollen eines Kriminalfalls, dürfte zu erwarten sein. Immerhin lobt die Kommission ausdrücklich die in dieser Hinsicht nicht unüberhörbaren Anspielungen und Wertungen der Kommissare, die auch das Bild wiedergeben, das in der Gesellschaft von Wissenschaft existiert. Um so amysanter für eine an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) agierende Kommission ist es dann zu sehen, wie die Innenaufnahmen der korrupten Chipfirma Cornea AG aus dem HU-Institutsgebäude der Physik in Adlershof stammen. Jenem Standort der Humboldt-Universität, der sich dafür rühmt, dass Universitäts- und privatwirtschaftliche Forschung hier eng zusammen arbeiten (>>).
Zum Verhalten der Kommissare lässt sich abschließend nur anmerken, dass die Behandlung von Verletzungen, die durch Champagner-Korken hervorgerufen werden, nur dann einen Betriebsunfall darstellen, wenn es sich beim Verzehr des Getränks um eine dienstliche Handlung handelt, also z.B. ihm Rahmen eines Empfangs für den neuen Abteilungschef während der Dienstzeit etc. Im vorliegenden Fall ist der Vorgang jedoch eher als Versicherungsbetrug im Amt zu bewerten. Dass darüberhinaus Kommissar Ritter in fast jeder Folge eine Affaire mit Zeuginnen und/oder Verdächtigen unterhält, mag ein vom Drehbuch als tragisch inszenierter Moment in Ritters Persönlichkeit sein. Dieser Umstand mutet aber doch reichlich unprofessionell für Polizeiarbeit an und zeigt nur, wie wenig Leben und Realitätswahrnehmung manchen BeamtInnen außerhalb ihres Dienstes bleibt.